Maria Wittmann, Einwendung 1.Teil

vorgetragen am 30.1.2009



Begrüßung, Name, Wohnort

Zu meiner Person sage ich mehr, wenn ich zu den Auswirkungen der Planung auf mein Leben sprechen werde.Ich erwarte heute auch keine Erwiderung der Vorhabensträgerin. Ich wende mich in 1.Linie an das Luftamt Süd als Entscheidungsträger.


Stellungnahme zum Bedarf

Was Prognosen von Experten wert sind, erfahren wir zur Zeit in der Finanzwirtschaft. Ganz wenige haben die reale Entwicklung vorhergesehen, wurden aber nicht rechtzeitig gehört. Deshalb, Herr Ehinger, bitte ich Sie eindringlich, machen Sie es besser! Suchen Sie nach Experten, die eine dezidiert andere Meinung vertreten als die von der FMG beauftragten Gutachter! Erst im Widerstreit ganz unterschiedlicher Meinungen kann man sich wirklich ein Bild machen.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir als Betroffene diesen Austausch der Argumente zwischen den Fachleuten hier live verfolgen könnten, nach entsprechender Ankündigung.

Ich stelle deshalb den Antrag, dass hier in der Öffentlichkeit ein wirklich unabhängiger, ganz anders denkender Experte ,oder mehrere, auf Kosten des Entscheidungsträgers Stellung nehmen und sich mit den Experten der FMG ausführlich auseinandersetzen kann.

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Ich selbst möchte hier mit meinem gesunden Menschenverstand argumentieren, der folgende Tatsachen einbezieht:

1.OILPEAK erreicht oder überschritten

2.verfügbares Oel wird sich auf immer mehr Nachfrager verteilen (wachsende Wirtschaftskraft in Asien, wachsende Weltbevölkerung)

3.Verbrennung fossiler Brennstoffe in mehrfacher Hinsicht schädlich, Abgase verschiedenster Art

4.CO 2 Problematik

Deshalb sagt mir mein gesunder Menschenverstand:

Es kann so nicht weitergehen!

Unsere Kultur des Konsums und der Verschwendung kann global nicht funktionieren.

Wenn wir den Strukturwandel und den Wandel unseres Lebensstils nicht rechtzeitig und freiwillig vornehmen, wird er uns als gewaltsamer Absturz einholen.

Nach 60 Jahren Wirtschaftswachstum auf Kosten vieler Menschen und vieler natürlicher Lebensgrundlagen fällt den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft leider nicht anderes ein als „Weiter so“. Die Finanzwirtschaft hat auch so gehandelt, bis zum Zusammenbruch.


Der gesunde Menschenverstand sagt mir auch, dass es nicht sinnvoll ist, was jetzt noch am Münchner Flughafen vor sich geht.

Nur ein Beispiel:

Aus einem Flugzeug von Mailand nach München (AIR DOLOMITI ?) steigen nur ein Drittel der Passagiere in München aus oder um, die anderen bleiben sitzen, weil sie nach Rom weiterfliegen, oder sollte man besser sagen zurückfliegen? Dieser „Bedarf“ ist so unsinnig, wie Kartoffeln zum Waschen in die Slowakei und zurück zu fahren.


Laut Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung zur Entwicklung des Flugverkehrs sind verschiedene Szenarien denkbar:

-Der internationale Flugverkehr wird in Europa in etwa gleich bleiben. Er wird sich inclusive Zubringerflüge auf wenige Zentren konzentrieren. München will von diesem Kuchen ein möglichst großes Stück. Ich frage Sie: Ist das in unserem dichtbesiedelten südbayerischen Raum sinnvoll?

-Der gleichbleibende Bedarf in Europa wird durch mehr Direktverkehr (Punkt zu Punkt) gedeckt mit mittelgroßen Flugzeugen. Dadurch wird den Passagieren das Umsteigen erspart, incl.Zeitverlust und Unbequemlichkeit. Sie nehmen dafür in Kauf, dass die internationalen Verbindungen nicht so häufig angeboten werden. Das scheint mir gerade in Anbetracht der älter werdenden Bevölkerung mindestens ebenso plausibel wie das erste Szenario.


Die FMG sagt: Wir müssen den prognostizierten Bedarf befriedigen.

Auch der tatsächlich schon vorhandene Bedarf wird keineswegs immer befriedigt. Ich denke z.B. an den dringenden Bedarf der Pendler an mehr Sitzplätzen in den Zügen, an mehr Fahrspuren auf den Straßen. Wenn man diesen Bedarf immer befriedigen würde, hätten wir bald kein freies Stück Land mehr.

Schulkinder haben zwischen 11.00 und 13.00 Uhr einen existentiellen Bedarf an Bewegung, nach 3 Stunden Sitzen und Lernen. Trotzdem können nicht so viele Sporthallen gebaut werden und so viele Sportlehrer engagiert werden, um diesem Bedarf zu entsprechen.


Ein Wort zum Recht auf Mobilität, das von Herrn Kerkloh manchmal angeführt wird.

Meines Wissens ist das kein Grundrecht des Menschen.

Ich achte die Möglichkeit mobil zu sein nicht gering. Ich bewege mich gerne, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Bahn, mit dem Bus, mit dem Auto, und ich bin auch schon ein paar Mal geflogen und habe das sehr genossen. Aber ich bin bereit, auf manches zu verzichten, aus Einsicht, dass die Nachteile für Andere überwiegen. Jedes Recht eines Menschen endet dort, wo das Recht eines anderen entgegensteht. Ich frage: Welches Recht ist höherwertig, das Recht auf Mobilität oder das Recht auf Unversehrtheit. Mit eingeschränkter Mobilität kann der Mensch gesund und sogar glücklich leben. Ohne ungestörten Schlaf, ohne Erholungsmöglichkeit im Freien, ohne Stille in der Natur kann ich nicht gesund und zufrieden leben.


Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.