Heimat am 02. 03. 2009



Ich will meine persönliche Betroffenheit in Bezug auf meine Heimat darlegen. Dieser Punkt ist leider in dem Informationsblatt vom Luftamt nicht aufgeführt. Ich bringe dieses Thema unter sonstige Belange.
Ich bin in Freising-Lerchenfeld geboren und aufgewachsen. Mein ganzes Leben habe ich in Lerchenfeld gewohnt, ca. 50 Jahre davon in dem Haus, in dem ich jetzt lebe. Meine Heimat ist in Freising-Lerchenfeld. Meine Heimat hat seit Bestehen des Flughafens durch diesen enorm an Qualität eingebüßt. Aber eine dritte Start- und Landebahn würde meine Heimat zerstören.
Herr Kerkloh sagte mir am 26. 01. 2009 draußen bei der Demo, wenn man 2 – 3 km wegziehe, sei man immer noch in der Heimat. Jetzt sage ich Ihnen, was für mich Heimat ist.
Das Haus, das meine Eltern mit ihrem Geld, aber vor allem mit ihrer Hände Arbeit erbaut haben, das ist für mich Heimat.
Der Dachgeschoßausbau und der Anbau, den mein Mann und ich mit unserem Geld und unserer Arbeit geleistet haben, das ist meine Heimat.
Die Erde in unserem Garten, die schon von meinen Eltern bearbeitet wurde und die ich jetzt bearbeite, die ist für mich Heimat.
Unser Garten, wo ich aufgewachsen bin und wo unsere drei Söhne aufgewachsen sind und eine glückliche Kindheit hatten, der ist für mich Heimat.
Der Bach hinter unserem Grundstück, an dem ich und später unsere Kinder gespielt haben, der ist für mich Heimat.
Die Früchte aus unserem Garten, die von Bäumen stammen, die meine Eltern oder wir gepflanzt haben, diese Früchte wachsen und reifen zu sehen und zu ernten, das ist für mich Heimat.
Die Nachbarn, die ich teilweise von Kindesbeinen an kenne, die sind für mich Heimat.
Die Pfarrgemeinde, der ich seit meiner Taufe angehöre und zu der ich mich auch angehörig fühle, die ich in unzähligen Stunden ehrenamtlich selbst mitgestaltet habe, das ist meine Heimat.
Die sozialen Kontakte, die ich in Freising und besonders in Lerchenfeld habe, die sind meine Heimat.


Ich kann mir für alles Geld der Welt keine neue Heimat kaufen. Heimat ist nicht austauschbar. Für mich gibt es nur eine Heimat. Aber Heimat bedeutet für mich Lebensqualität! Und Lebensqualität will ich nämlich nicht gleichstellen mit Besitz von materiellen Dingen und Geld.
Ich habe eine Wut, wenn ich Ihre Ignoranz spüre. Ich habe eine Wut, wenn ich sehe, wie Sie sich hinter Paragrafen verstecken. Ich habe eine Wut, wenn Sie unsere Sorgen, Ängste und Nöte als übertrieben, abtun. Ich kriege eine Wut, wenn Sie es als Not darstellen, wenn vielleicht nicht jeder jederzeit fliegen kann, und unsere echte Not mit Paragrafen herunterspielen. Ich habe eine unbändige Wut, wenn ich sehe, wie Sie sich einsetzen, um anderen Leuten die Heimat kaputtzumachen.


Auch im Beruf hat jeder nach ethischen Gesichtspunkten zu handeln. Da kann man sich nicht hinter Gesetze und Verordnungen verstecken. Wenn etwas gesetzlich nicht verboten ist, so ist es moralisch noch lange nicht erlaubt. Nur weil manche Menschen einen unnatürlichen und übermäßigen Fortbewegungswunsch haben, darf man uns dafür nicht in Käfighaltung sperren. Aber Sie verstecken sich ja immer hinter Gesetze. Darum sage ich Ihnen jetzt Folgendes: Es gibt kein Gesetz, das jemandem das Recht zugesteht, immer und jederzeit dann fliegen zu dürfen, wann immer er es will. Aber es gibt sehr wohl ein Gesetz, das uns Menschen körperliche Unversehrtheit garantiert und es gibt ein Gesetz, dass Boden, Wasser und Luft zu schützen sind.


Wenn Herr Kerkloh mir da draußen auch gesagt hat, er fühlte sich überall, wo er gewohnt habe beheimatet, dann verwechselt er Heimatgefühl mit dem Gefühl, dort, wo er wohnte, gerne gelebt zu haben.


Wenn jemand aus freien Stücken seine Heimat verlässt, dann ist das etwas anderes, als wenn ich aus meiner Heimat vertrieben werde, weil ich es nicht mehr ertragen kann, wenn ein übergroßer und übermächtiger Nachbar meine Heimat kaputtmacht und mich verdrängt.
Ich will Ihnen einmal das mitteilen, was mein jüngster Sohn sagte. Man kann daran sehen, dass er, obwohl er erst 22 Jahre alt ist, sehr wohl ein Heimatgefühl besitzt.
Er sagte:
Die Leute von der FMG können einem eigentlich nur Leid tun. Mit Sicherheit haben sie noch nie so etwas wie ein Heimatgefühl verspürt. Wüssten sie, was Heimatgefühl bedeutet, könnten sie niemandem so etwas antun und ihm seine Heimat rauben.


Ich möchte denen Mut machen, die über eine 3. Startbahn entscheiden müssen. Haben Sie keine Angst vor eventuellen beruflichen Nachteilen. Wenn Sie berufliche Nachteile bekommen sollten, weil Sie sich für uns und gegen die FMG (wo ja die Staatsregierung größter Anteilseigner ist) entschieden haben, so verspreche ich Ihnen, dass ich mich für Sie einsetzen werde. Ich bin der Überzeugung, ich kämpfe hier für Gerechtigkeit. Aber ich kämpfe nicht nur für uns, ich würde auch für Sie kämpfen, wenn es nötig würde. Ich weiß, dass auch andere Ausbaugegner dieser Ansicht sind.


Ich appelliere an die Menschen, bewusst sage ich nicht an die Entscheidungsbehörde, sondern an die Menschen die bei dieser Entscheidungsbehörde arbeiten. Entscheiden sie menschlich! Lassen sie sich nicht blenden von den Experten der FMG. Diese bringen nur Theorie. Wir aber leben hier real. Die FMG hat nicht das Recht, die Zukunft unsere Kinder zu verbauen! Wir alle, jeder einzelne Mensch, wir alle müssen nach Wachstum streben, aber nach Wachstum im Herzen und nicht im Geldbeutel. Entscheiden sie für eine lebenswerte Zukunft für uns, für unsere Nachkommen und für eine gesunde Umwelt. Für die notwendigen Flüge reichen zwei Bahnen.

Ich bitte Sie, lehnen Sie den Antrag für eine 3 Startbahn ab!

Hedwig Bauer