Erörterungstermin Ballhausforum Unterschleissheim


Dieter Mainz als Einwendungsführer

Sehr geehrter Herr Büchner, sehr geehrte Damen und Herren,

Zu meiner Situation:

Ich lebe in Freising Lerchenfeld, Ludwig-Thoma-Strasse 8, also in dem Ortsbereich, der vom Betrieb einer dritten Start- und Landebahn besonders betroffen werden würde.

Warum stehe ich hier am Mikrofon?

Seit 1966 wohne ich an obiger Adresse. Ich habe den Widerstand meiner Schwiegereltern gegen diesen Flughafen miterlebt und ich muss heute feststellen: Was mein Schwiegervater damals eingewendet hat, ist mit wenigen Ausnahmen eingetroffen - auch wenn es, genau wie heute, von den damaligen Verantwortlichen heftig bestritten worden war.

Ich sage damit nicht, dass ich gegen diesen Flughafen bin. Wir Freisinger - und zu diesen zähle ich mich seit immerhin 43 Jahren - haben uns mit ihm arrangiert, darauf vertrauend, dass, was damals erkämpft und erstritten wurde, auch Bestand hat.

Heute nun müssen wir feststellen, dass dem bei weitem nicht so ist. Die FMG steht hier mit einer - so wie ich es empfinde - Phalanx, die uns unmiss-verständlich klarmachen möchte, dass die 3. Start- und Landebahn nicht nur erforderlich, nein, sogar in unserem eigenen Interesse sei!

Alle dagegen vorgebrachten Einwendungen werden stereotyp abgeschmettert - im Wesentlichen mit juristischen Hinweisen. Aber das, was die Gesetze vorschreiben, sind keine Maximalwerte zum Schutz der Betroffenen. Herr Professor Dr. Maschke hat das überzeugend dargelegt.

Wir sind nicht gegen Wachstum und Fortschritt, allerdings sind wir in diesen Punkten offenbar erheblich kritischer.

Falls ich den Hinweis von Herrn Dr. Schubert, richtig verstanden habe, die Fa. Intraplan sei auch an der Planung der Infrastruktur rund um München beteiligt gewesen, dann ist mein Vertrauen in das vorliegende Prognosegutachten
erheblich erschüttert. Oder sollte das tägliche Chaos rund um und in der Flughafen-region dort unbekannt sein?

Vom derzeitigen Flughafen kann man in alle Städte und Länder der Welt fliegen. Wie jemand aber zu diesem Flughafen kommt, ist seit Inbetriebnahme am 17. Mai 1992 ein Rätsel - und wird es auch in Zukunft bleiben, wie wir heute von Herrn Minister Zeil erfahren mussten. Dieses Problem wird also weiterhin auf unseren Rücken ausgetragen!

Noch eine Bemerkung zu der Aussage, der Flughafen sei eine Jobmaschine. Wenn eine solche Aussage für die Flughafenregion gemacht wird, dann muss man der Ehrlichkeit halber auch hinzufügen, dass Freising, was die Wiedereingliederung von Arbeitslosen angeht, mit 0,3% den letzten Platz einnimmt. ( Nachzulesen im Freisinger Tagblatt Nr. 7 vom 10. / 11. Januar 2009. Der Bayerische Durchschnitt liegt bei 12,7%.)

Doch nun zu meinen Einwendungen:

Ich halte meine Einwendungen und Anträge, auch nach der Prüfung der Erwiderungen der FMG, in vollem Umfang aufrecht. Allerdings möchte ich noch einige Bemerkungen anfügen:

Ich gehöre zur Initiative „Christen zur Bewahrung der Schöpfung St.Lantpert, Freising“. Wir führen keinen Krieg, und dies ist auch kein Kampf. Aber es ist eine Güterabwägung: Gesundheit, Heimat und Umwelt versus Wirtschaftswachstum und zweifelhaftem Erfolg.

Ich habe in der Untersuchung von Klaus-Heiner Röhl zum Thema „Das System der deutschen Flughäfen -fit für die Zukunft? vom Juli 2007 die Aussage gefunden,- ich zitiere - „nach dem in Deutschland gültigen Luftfahrt- und Planungsrecht dürfen keine Flughafenkapazitäten auf Vorrat geschaffen werden“.

Aber was ist die Planung einer dritten Start- und Landebahn, wenn lt. Gutachten im Prognose-Nullfall und dann wohl auch unter Beibehaltung eines Koordinationseckwertes von 90 bis 93 Flugbewe-gungen ein nicht unbeträchtliches Wachstum möglich und offensichtlich auch umsetzbar ist?

Ich beantrage, auf Grund dieser Tatsache und dem fehlenden Nachweis des Bedarfes den Bau einer 3. Start- und Landebahn abzulehnen.

zum Thema Lärm:

Herr Rechtsanwalt Schönefeld hat in seiner Einwendung gestern vor einer Woche beeindruckend vorgetragen, dass die Lage der zwei bestehenden Startbahnen gerade unter Berücksichtigung des Lärm-Aspektes bewusst so gewählt wurde, dass möglichst wenige Menschen betroffen waren.

Anders bei der Planung einer dritten Start- und Landebahn: Hier spielen die Belange der betroffenen Menschen eine nur in den entsprechenden Gesetzen definierte Rolle. Dass diese Gesetze Mindestanforderungen sind, wird dabei geflissentlich verschwiegen.

In der Prognose haben wir gehört, der Verbrauch der Triebwerke werde sich kontinuierlich um jeweils 2% pro Jahr reduzieren. Das wäre sehr erfreulich - es stimmt nur leider nicht, da sich ja lt. dem gleichen Gutachten das Flugaufkommen entsprechend erhöht! Ich komme bei dieser Rechnung nicht mit.

Im Raum steht die Aussage, der Kerosinverbrauch habe sich seit den 60er Jahren um 70% verringert.

In welchem Ausmaß der Flugverkehr im gleichen Zeitraum gewachsen ist, habe ich bisher noch nicht gehört.

Am 21.01.2009 schrieb ich an das Bundes-Luftfahrtamt:

„Ich bin Nachbar des Flughafen München und dadurch immer wieder mit Überflügen des Stadtteils Lerchenfeld unserer Stadt Freising konfrontiert.

An wen kann ich mich wenden, um die Berechtigung dieser Flüge überprüfen zu lassen?“

Ich erhielt umgehend eine Antwort, aus der ich zitiere:

Die inhaltliche Gestaltung der An- und Abflugverfahren obliegt ausschließlich der DFS. Denn mit der Verordnung zur Beauftragung eines Flugsicherungsunternehmens vom 11.11.1992 wurden der Deutschen Flugsicherung die im Luftverkehrsgesetz festgelegten Flugsicherungsaufgaben zugewiesen.

Der § 27 dieses Gesetzes sagt aus, dass zu den Aufgaben der DFS unter anderem die Planung und Erprobung von Verfahren für die Flugsicherung, ……gehören.
Zitat Ende

Da ich bisher von einer Erprobung nichts gehört habe - es wurde immer nur von Simulation gesprochen- stelle ich den Antrag:



Der Planfeststellungsbeschluss ist solange auszusetzen, bis die bisher nur in einer Simulation vorliegenden An- und Abflugwege erprobt wurden und der Bericht darüber dem Luftamt Südbayern vorliegt.

Thema Luft:

Es gibt eine „Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum Thema Effizienzpotenziale bei Flugzeugen unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Triebwerkstechnik sowie der absehbaren mittelfristigen Entwicklungen“ vom März 2008. Ich zitiere aus dieser Studie:




Ich beantrage daher:

Im Hinblick auf weitere Luft- und Umweltverschmutzungen ist der Bau einer dritten Start- und Landebahn abzulehnen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.