Wortmeldung: Anhörungsverfahren zum geplanten Bau einer 3.Startbahn (Ballhausforum Unterschleißheim)

Dr. Hans Reiter (1.) – Freising / Lerchenfeld 22.01.2009


In meiner heutigen Einwendung möchte ich nur zwei Punkte ansprechen, die nach meiner Kenntnis noch nicht so recht zur Sprache kamen.

Hier ist einmal das von interessierter Seite viel bemühte Mobilitätsbedürfnis der Menschen. Obwohl die schädlichen Auswirkungen der durch die verschiedenen
Verkehre erzeugten Lärm- und Abgasemissionen auf Mensch und Natur hinlänglich bekannt sind, können und wollen nur wenige unserer Mitbürger von sich aus
auf nicht notwendige Autofahrten und Flüge verzichten. Während aber die Obrigkeit beim Straßenverkehr bemüht ist, durch Steuerungsmaßnahmen wie zum
Beispiel der Einrichtung von Umweltzonen in Großstädten, von der ich selber mit meinem Auto betroffen bin, die Schadstoff- und Lärmbelastung der Umwelt
und der Menschen zu reduzieren, bleibt der Flugverkehr in diesem Zusammenhang stets außen vor.

Von verantwortlicher Seite und den Entscheidungsträgern hört man so gut wie nie etwas davon, dass auch Flugzeuge die Quelle von Abgasen und
Lärmbelästigungen darstellen, die der Natur, dem Klima und den Menschen abträglich sind. Dabei können die in Sonntagsreden immer wieder formulierten
Klimaschutzziele auch nicht durch ein Herunterspielen des Problems erreicht werden, etwa dadurch, dass zur Relativierung der CO2-Emissionen der Flugzeuge
sogar das Pupen der Rinder ins Feld geführt wurde.


Das immer wieder zu hörende Argument, dass man die stetig steigende Nachfrage nach neuen Flugverbindungen befriedigen müsse, darf bei
verantwortungsbewussten Politikern und Regierungen nicht die Richtschnur ihres Handelns sein.

Wenn sich die Obrigkeit beim Rauchen aus höherer Einsicht und Verantwortungsbewusstsein heraus erlaubt hat, die Freiheit des Einzelnen und den Profit
der Tabakindustrie sowie die staatlichen Steuereinnahmen zu beschneiden, so kann und muss dies – mutatis mutandis – nach meinem Dafürhalten auch beim
Flugverkehr geschehen. Es darf einfach nicht sein, dass Billig- und Kurzstreckenflüge, die einen wesentlichen Anteil an der Ausweitung der Flugbewegungen
haben, als unabwendbarer Bedarf gewertet werden, der unbedingt befriedigt werden muss.

Ich beantrage daher, dass die Regierung von Oberbayern das sogenannte Mobilitätsbedürfnis und die Nachfrage nach Kurzstrecken- und Billigflügen bei ihrer
Entscheidung zum Planfeststellungsverfahren einer 3. Startbahn nicht höher bewertet als die Schutzgüter Mensch und Natur.

In meiner schriftlichen Einwendung habe ich unter anderem erklärt, dass ich es geradezu für pervers halte, dass man die Beschlüsse nationaler und internationaler
Gremien zur Reduzierung der klimaschädlichen Gase bei uns – am Nabel der Welt – durch eine weitere Förderung des Flugverkehrs umsetzen will.

In ihrer Stellungnahme dazu führt die FMG aus, dass – ich zitiere – ein Verzicht auf den Ausbau des Flughafen München nicht zur Erreichung der Klimaziele
beitragen würde, da es bei einem Vorhabensverzicht zur Verlagerung des Flugverkehrs auf andere Flughäfen kommen würde. Dies erinnert mich fatal an die
Argumentation der deutschen Waffenlobby, die die Herstellung und den Export von Waffen ebenfalls damit begründet, dass dies ja sonst anderswo geschehen
würde. Und dann folgt gewöhnlich noch das Totschlagargument der Arbeitplätze.

Ich beantrage daher, dass bei der Entscheidung der Regierung die zitierte Einlassung der FMG – Verlagerung des Flugverkehrs auf andere Flughäfen – als
irrelevant bewertet wird.

Und damit bin ich auch schon am Ende meiner Ausführungen. Es bleibt mir nur noch, Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit zu danken.