Besinnung gestaltet von Fam. Häberle / Pfeilmeier
zum Lichterzeichen - Schweigegang
am 12.10.2008
17.50 Uhr Treffen am
Epiphanias-Zentrum.
18.00 Uhr kurze Begrüßung als Signal zum
Aufbruch. (Auf der Leiter)
Christa:
Mein Name ist Christa Pfeilmeier.
Ich möchte Sie recht herzlich zum heutigen
Sonntagsgebet begrüßen. Mein Mann, Karl-Heinz Häberle, und ich
haben das Sonntagsgebet vorbereitet.
Gemeinsam gehen wir jetzt schweigend zur St.
Lantpert Kirche.
18:20 Uhr Versammlung in der Kirche.
Christa:
Wir beginnen das Sonntagsgebet im Namen des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Besinnungs- /Meditationstext
(Karl-Heinz und Christa im Wechsel)
Erzählung. Wie das Staudammprojekt Hafenlohrtal
nach 30 Jahren gestoppt wurde.
Geschichte: Hafenlohrtal
Christa: Wir treffen und hier jeden Sonntag
aus Sorge darum, dass politische Entscheidungen gegen die Interessen
der ansässigen Bevölkerung zu unverhältnismäßigen
Belastungen führen. Als Christen vertrauen wir darauf, dass Gott uns
hilft, das rechte Maß zu finden. Kraft schöpfen wir immer
wieder von Beispielen aus anderen Regionen, die sich wie wir gegen
überzogene Pläne wehren.
Der Widerstand gegen den Donauausbau ist ein
Beispiel, die Bedrohung des Isentals ein anderes. Diese und viele
andere waren bei der Demonstration neulich in München eindrucksvoll
zur gegenseitigen Stärkung versammelt.
Fast untergegangen ist dabei eine Meldung vom
11.September diesen Jahres, dass das Hafenlohrtal endgültig gerettet
ist.
Was ist im Hafenlohrtal passiert?
---------------------------------------------
KH: Das Hafenlohrtal ist ein abgelegenes Seitental
des Mains im Hochspessart in Unterfranken zwischen Aschaffenburg und
Würzburg. Ein naürliches Bachsystem wie das der Hafenlohr hat in
unserer verplanten Landschaft Seltenheitswert und wird automatisch zu
einem Refugium für störanfällige und anderswo verschwundene Tier-
und Pflanzenarten. Insgesamt 1600 Arten wurden 2006 gezählt. Uralte
Eichen stehen dort, artenreiche Mischwälder.
Wirtschaftlich wirft die Gegend nicht viel ab und
so bot sie sich als zentrale Wasserversorgung der Gesamtregion in den
fortschrittsgläubigen 70er Jahren geradezu an. Unterfranken, das war
den Politikern damals nicht Baum und Bach und Wiese, sondern
"Wassernotstandsgebiet" für die durstigen Städte Aschaffenburg
und Würzburg.
1976 begann die Planung, das Tal mit einer
Staumauer abzuriegeln und einen Stausee mit einer Fläche von 250 ha
zu schaffen. Begreifbar wird das nur aus der Prognose der damaligen
Zeit: man nahm an, der Wasserverbrauch der Bevölkerung würde
kontinuierlich steigen und die Quellen des Spessart würden über
kurz oder lang durch die Pestizid- und Düngereinträge der
Landwirtschaft unbrauchbar. Die Ironie der Geschichte und Grundlage
der Planung war, was uns heute geradezu zynisch vorkommt, dass die
Zerstörung unserer Lebensgrundlagen in einer Industriegesellschaft
unvermeidlich sei.
Es kam anders. Die Prognosen traten nicht ein. Der
Wasserspeicher ist heute so überflüssig wie vor 30 Jahren. Bis die
Staatsregierung die Pläne aber vor 4 Wochen endlich still und leise
aufgab, war ein langer zäher Widerstand vieler Bürger notwendig.
Zur Gründungsversammlung der Bürgerinitiative 1978 kamen spontan
200 Menschen. Wenige Monate später beim 1. Hafenlohrfest waren es
2000. 30 weitere Jahresfeste sollten folgen. Im Laufe der Jahre
fanden von Seiten der evangelischen und katholischen Kirche 10
ökumenische Wallfahrten an den Ort der geplanten Staumauer statt.
Ich zitiere aus einer Predigt:
"Eine Staumauer unterbricht den Fluss des Lebens
und bringt nur materiellen Gewinn um den Preis der Zerstörung von
Leben. Mauern in den Augen Gottes sind nur dann sinnvoll, wenn sie
Leben schützen, aber nicht, wenn sie Leben behindern und zerstören."
Von guten und schlechten Mauern ist die Rede, wir
sehen, es geht um das Ringen nach dem rechten Maß. Wie lange werden
wir uns hier beim Lichterzeichen treffen? Lassen wir uns von einem
Wort von Erich Kästner ermutigen: "An allem Unfug, der passiert,
sind nicht nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn
nicht verhindern".
Schweigephase (ca. 2 Minuten)
(Christa) Gebet: "Unsere Ängste"
Ich möchte mit Ihnen zusammen beten und zwischen
den Versen das "Herr erbarme dich singen"
Gott, es gibt Ängste, die wollen uns nicht
loslassen.
Wir denken an die Zerstörung der Natur,
an die Bedrohung des Friedens,
an das Leiden von Menschen.
Herr erbarme dich......
Gott, hilf uns, unsere Ängste auszuhalten
Und sie nicht zu verdrängen.
Bewahre uns vor dem Gefühl,
doch nichts ändern zu können.
Herr erbarme dich......
Zeige uns, was wir selbst tun können
Gegen Ungerechtigkeit und Streit,
gegen die Zerstörung deiner Schöpfung.
Herr erbarme dich......
Schenke uns das Vertrauen darauf,
dass wir trotz allem, was uns Angst macht,
bei dir geborgen bleiben.
Amen.
Karl-Heinz: Vater unser
Wir beten jetzt gemeinsam das Vater unser und
stehen dazu auf
Vater unser im Himmel,
Geheiligt werde dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Christa: Segen
Bevor wir auseinandergehen, bitten wir um den
Segen des Herrn.
Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen,
möge der Wind dir den Rücken stärken.
Möge die Sonne dein Gesicht erhellen
und der Regen um dich her die Felder tränken.
Und bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen,
möge Gott dich schützend in der Hand halten.
Amen.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Abend und
eine gute Woche.
Fam. Häberle / Pfeilmeier