Besinnung gestaltet von C. Pfeilmeier, Dr. K.-H. Häberle und V. Hermannsdorfer
zum Lichterzeichen - Schweigegang
am 26.08.2007
17.45 Uhr
Treffen am Epiphanias-Zentrum.
18.00 Uhr
kurze Begrüßung als
Signal zum Aufbruch. (Auf der Leiter)
Christa:
Ich möchte
Sie recht herzlich zum heutigen Sonntagsgebet begrüßen. Wir sind
Karl-Heinz Häberle und Christa Pfeilmeier von der evang.
Kirchengemeinde Freising und Veronika Hermannsdorfer von der St.
Lantpert Gemeinde. Wir haben uns versammelt, um uns im Gebet und im
Schweigen mit Lichtern gegen den Bau der 3. Startbahn zu wenden.
Gemeinsam
gehen wir nun schweigend zur St Lantpert Kirche.
18:20 Uhr
Versammlung in der
Kirche.
Christa:
Wir
beginnen das Sonntagsgebet im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.
Karl-Heinz: Besinnungs-
/Meditationstext
Ökozid –
gesellschaftlicher Niedergang durch Umweltzerstörung
Wir leben in einer hoch
entwickelten, komplexen Gesellschaft. Aber es ist nicht die erste
Hochkultur und wird – da vertraue ich auf Gott – auch nicht die
letzte Hochkultur sein. (Denn in dem Fall wäre menschliches Leben
auf der Erde ausgelöscht.)
Mich hat schon immer
interessiert, welche Gründe dahinter stecken, dass eine Hochkultur
oft relativ schnell von heute auf morgen verschwinden kann. Denken
wir beispielsweise an Mesopotamien, das alte Ägypten, Rom oder die
Mayas. Vor einiger Zeit ist nun das Buch "Collapse" erschienen
von dem amerikanischen Biologen Jared Diamond, das sich mit den
Ursachen des Zusammenbruchs einer Fülle verschiedener Kulturen
beschäftigt und schnell zum Bestseller avancierte (auf deutsch
"Kollaps", Fischer Taschenbuch, 2006, 9,80 Euro). Er kam zu dem
Ergebnis, dass Umweltzerstörung in den seltensten Fällen die
alleinige Ursache für einen kulturellen Zusammenbruch darstellt,
fand aber gleichzeitig keinen einzigen Fall, bei dem Umweltzerstörung
nicht eine wesentliche Rolle in dem jeweiligen Ursachenbündel
spielt. Lassen sie mich ein Beispiel herausgreifen: die Osterinsel.
Die Osterinsel liegt
völlig isoliert mitten in den Weiten des Pazifischen Ozeans Tausende
von Kilometern sowohl vom südamerikanischen Festland auf der einen
als auch von den nächstgelegenen Südseeinseln Polynesiens auf der
anderen Seite entfernt. Die Insel ist circa 20 mal 20 Kilometer groß
und war ursprünglich einmal vollständig bewaldet. Die erste
Besiedlung erfolgte zwischen 600 und 800 nach Christus durch
Südseeinsulaner von Polynesien her. Als 1722 die ersten Europäer
auf die Insel kamen war alles kahl und die Bevölkerung zählte nur
noch rund 2000 Köpfe, wahrscheinlich nur ein Zehntel der
Populationsstärke zur Blütezeit. Was ist in der Zwischenzeit
zwischen Erstbesiedlung und Kahlschlag passiert? Es ist klar, dass
für die Gesellschaft der Osterinsel der Rohstoff Holz die zentrale
Rolle gespielt hat: als Baumaterial, als Brennstoff, für Boote zum
Fischfang und nicht zuletzt für Rollen und Seile zum Transport und
für die Aufstellung der riesigen Steinskulpturen in Kopfform, die
das Bild der Insel prägen. Hunderte dieser Skulpturen überziehen
die Insel. Sie sind häufig fünf bis sieben Meter hoch, die größte
erreicht aber über 20 Meter Höhe und wiegt 270 Tonnen. Und das
alles wurde allein mit menschlicher Muskelkraft und unter Einsatz von
Steinwerkzeugen geschaffen. Wir haben es also wahrlich mit einer
Hochkultur zu tun. Denn nur eine blühende Gesellschaft ist zu
solchen Energieleistungen fähig. Man nimmt heute an, dass sich
rivalisierende Clans in der Errichtung der Skulpturen gegenseitig zu
übertreffen versucht haben und so letzten Endes den Untergang
herbeiführten.
Was hat die Osterinsel
mit uns heute zu tun? Die Situation ist in keiner Weise vergleichbar,
Analogieschlüsse sollte man also tunlichst vermeiden. Zu denken gibt
es aber schon, dass ein paar tausend Insulaner 800 Jahre gebraucht
haben, um diese isolierte Insel komplett abzuholzen. Werden sieben
Milliarden Menschen mit Maschinenkraft und Hightech auch so lange
brauchen, um unseren im Weltall isolierten Planeten platt zu machen?
Spannend ist auch die
Frage, was sich wohl der Mensch gedacht hat, als er den letzten Baum
auf der Osterinsel umhieb:
vielleicht
"Arbeitsplätze gehen vor Umwelt"?
oder "Ich kann nichts
dafür. Politiker haben so entschieden"?
oder "Irgendwo auf
der Insel wird es schon noch Bäume geben"?
Liebe Freunde, uns in
Freising betrifft die Planung der dritten Startbahn am Münchner
Flughafen elementar. Ob sie kommt oder nicht, wird jedoch nicht das
Schicksal unserer Gesellschaft entscheiden. Das wäre vermessen.
Die
überdimensionierten Steinköpfe kann man allerdings schon als
Menetekel verstehen, wozu es führt, wenn gewaltige Prestigeprojekte
unerbittlich durchgesetzt werden. Ich bin mir sicher, wir sind uns
hier im Raum deshalb alle einig:
Zwei Bahnen reichen.
Schweigephase
(ca. 2 Minuten)
Lied:
"Ins Wasser fällt ein Stein."
Veronika
singt und spielt
Christa und Veronika: Fürbitten
Herr und
Gott, unser Schöpfer,
wir sind
miteinander hier mit Schweigen und Beten.
Wir
vertrauen darauf, dass im Beten und Schweigen Stärke liegt.
Wir zeigen
nicht Macht und Härte sondern wir zeigen, wo wir verletzbar sind und
Sorgen haben.
Ch.
Wir haben Angst
davor, dass wieder mehr Natur zerstört wird und Menschen erneut aus
ihrer Heimat vertrieben werden sollen und rufen: Herr erbarme dich.
V.
Wir
haben Angst vor der Zukunft, dass der Lebensraum hier immer weiter
beschnitten wird und Lärm und Schmutz uns belasten und rufen: Herr
erbarme dich.
Ch.
Wir
sind sprachlos gegenüber der Ungerechtigkeit, dass das
Wirtschaftswachstum über dem Wert des Menschen steht und rufen: Herr
erbarme dich.
V.
Lieber
Gott hilf uns dabei, den Menschen Mut zu machen, die sich klein
fühlen und denken, dass sie mit ihrer Stimme nichts bewegen können
und rufen: Herr erbarme dich.
Karl-Heinz: Gebet
Gott, du
Schöpfer der Welt, hilf uns, unsere Umwelt zu erhalten.
Gib uns
Einsicht, dass wir nicht mutwillig zerstören, dass wir Rücksicht
auf Menschen, Tiere und Pflanzen nehmen.
Verzeih,
was wir bisher falsch gemacht haben. Wir hoffen, dass es noch nicht
zu spät ist.
Gib uns
Mut, für die Sache zu kämpfen. Hilf uns; Herr. Amen.
Vater unser
Segen
Der Herr
segne und behüte dich.
Der Herr
lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr
erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
C. Pfeilmeier, Dr. K.-H. Häberle und V. Hermannsdorfer