Besinnung gestaltet von D. Wittmann
a) zum Lichterzeichen - Bittgang am 28.09.2008
Die
Bilder in der „Apsis“ von St. Lantpert – Freising:
Offenbarung des Johannes (1/2)
In der Gebetsstille verknüpfte
ich die Bilder zur Apokalypse, zur Offenbarung des Johannes, mit
unserem Anliegen, mit unserem Tun. Davon möchte ich Ihnen
erzählen.
„Gesehen“
– geschaut- hat Johannes auf Patmos.
Wir
sehen die Ausgangssituation rechts unten. Ein Engel weist Johannes
die Blickrichtung, nach oben:
Das
Himmelszelt wird aufgerollt und gibt den Blick für Johannes frei
auf das Ganze, auf den größeren Plan Gottes, den ER
verwirklichen will.
Manchmal,
wenn ich in der Bank saß, wünschte ich mir, dass die Pläne
der 3. Startbahn auch zusammengerollt werden, - und der Blick frei
wird für das Ganze, für die ganze Schöpfung, für
den Plan Gottes, dass die Erde Heimat und Wohnstatt sein soll für
alle.
Ich
wünschte mir, dass der Blick derer frei wird,
die
unbedingt bauen wollen,
dass
unser Blick frei wird, die wir die Bahn abwehren wollen,
und
der Blick derer, die nicht hinschauen
damit
das Eigeninteresse sich weitet und das Wohl der Erde in den Blick
kommt.
Ganz
links sehen Sie vier Engel. Sie stehen auf dem Kreuzungspunkt der
vier Himmelsrichtungen. Sie sehen sie angeschrieben:
„oriens“
<> der Morgen, der Osten;
„occidens“
<> der Abend, der Westen;
„septentriones“
<> das Siebengestirn, der Norden
und „meridian“
<> der Mittag, der Süden.
Hören
wir dazu den Text aus der Offenbarung, 7. Kapitel:
„Ich
aber sah vier Engel
an
den vier Enden der Welt stehn,
die
hielten die vier Winde in Schach,
damit
der Sturm nicht ins Land,
ins
Meer,in die Bäume einfiele.
Und
ich sah einen anderen Engel:
Der
steig von Sonnenaufgang empor,
in
den Händen das Siegel des lebendigen Gottes,
und
befahl den vieren,
denen
die Macht gegeben war,
Erde
und Meer zu verwüsten,
mit
schriller Stimme:
Vernichtet
die Erde nicht
und
nicht das Meer und die Bäume,
bevor
wir die Stirn der Knechte unseres Gottes
mit
dem Siegel, zwischen die Augen,
gekennzeichnet
haben.“ (Übersetzung:
Walter Jens)
„Nicht
schädigt das Meer, die Erde, die Bäume!“ Die
Nachricht vom Zyklon in Birma und dieses Bild der vier Engel lassen
den Gedanken in mich hineinfahren:
Wir
Menschen setzen die Winde frei. Es ist so, als gelte uns der Ruf:
„Nicht schädigt das Meer, die Erde, die Bäume!“,
weil wir es in der Hand haben, - oder doch nicht mehr oder nur noch
zum Teil. Manchmal denke ich mir, es geht nicht mehr um Bewahrung der
Schöpfung, es geht um ihre Rettung. die Reichen (wir gehören
dazu!) wollen fliegen, die Armen müssen deswegen fliehen.
Es
geht nicht mehr nur um ein wenig anderes Verhalten, es geht um eine
grundlegend andere Einstellung:
Dass
es nicht Anstrengung bedeutet möglichst viel zu vermeiden,
was
die Welt schädigt,
sondern
Freude macht dem Ruf zu folgen:
„Schädigt
nicht!“
Hören
wir einen Abschnitt aus dem 1. Kapitel zu einem weiteren Bild:
Es
war ein Sonntag,
nach
dem Sabbath,
die
Stunden des Herrn
als
ich auf einmal
-
entzückt und begeistert! Wie von Sinnen! Nicht bei mir! –
die
Stimme hörte,
in
meinem Rücken,
laut
dröhnend wie eine Posaune:
Schreib
auf, was du siehst,
schreib´s
in ein Buch
und
schick es den sieben Gemeinden.
Nach
Ephesus schick es, nach Smyrna und nach Pergamon,
nach
Thyatira, nach Sardes, Philadelphia und Laodizea.
Als
ich mich umwandte
-
welche Stimme sprach da zu mir?-
sah
ich,
auf
einmal,
die
sieben goldenen Leuchter
und
in ihrer Mitte
den
MENSCHEN.
Sieben
Briefe!
Sieben
ist eine symbolische Zahl für alle Gemeinden.
Diese
sieben Briefe haben einige Gemeinsamkeiten:
-
sie beginnen mit Lob und Anerkennung;
-
sie tadeln auch und üben Kritik.
-
Sie haben das Ziel zu ermuntern, zu trösten, zu stärken:
„Ich
kenne dein Leben und Tun. Ich weiß um deine Mühsal!“
-
Gemeinsam ist ihnen der Appell:
Lass
nicht nach in deinem Bemühen, auch wenn viel dagegen steht,
viel
dir entgegen steht, wenn du Widerstand spürst,
wenn
es dir Mühe macht, dich wieder aufzuschwingen.
„Ich
weiß um deine Mühsal!“
Lass
nicht nach, auch wenn du nicht verstanden wirst
:und
auch wenn du selber Fehler machst.
-
Die Briefe enden mit dem Satz:
„Wer
Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“
Es
ist wichtig zu hören, was Gott und den Menschen gerecht wird.;
es ist wichtig davon zu reden und zu künden, denn sonst, so
heißt es an einer Stelle, wird der Leuchter umfallen, das Licht
erlöschen, es wird finster sein und du bist kein Lichtzeichen
mehr.
Ich
war ganz überrascht, als ich entdeckte, dass die sieben Leuchter
sagen: Ihr Gemeinden! Seid Licht, Lichtzeichen, Lichterzeichen
-
für die Menschen
-
dort wo ihr lebt, in eurem Stadtteil und für die Welt.
Der
Mensch, der zwischen den Gemeinden umhergeht, ist der Menschensohn,
ist Jesus Christus. Und Johannes hört von ihm den Satz –
wie zu uns gesprochen – „So
klein deine Kraft auch ist, du hast ausgeharrt.“
So
klein unsere Kraft auch ist, harren wir aus!
Fürbitte:
Lasst
uns beten für die Stadt, in der wir leben:
-
für alle unsere Mitbürger;
-
für unsere Freunde und Bekannten;
-
auch für jene, die nicht gut auf uns zu sprechen sind.
Lasst
uns beten für alle, die hier arbeiten
-
in den Fabriken und am Flughafen,
-
in den Schulen und Werkstätten,
im
Krankenhaus und in den Kirchen.
Herr,
wir bitten dich:
Lass
alle Bürger zusammenwirken
für
Glück und Frieden in unserer Stadt.
AMEN
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Besinnung
gestaltet von D. Wittmann
b) zum Lichterzeichen - Bittgang am 21.12.2008
Die
Bilder in der „Apsis“ von St. Lantpert – Freising:
Offenbarung des Johannes (2/2)
Die
Offenbarung des Johannes, geschrieben in Zeiten der größten
Not, der Ohnmacht und Resignation, bildet die Hoffnung ab, dass Gott
sein Ziel für die Welt durchsetzen werde. Die bedrängenden
Nöte verschweigt Johannes nicht, schildert sie oftmals ganz
drastisch, daneben immer wieder Bilder der Hoffnung.
Offb.
21 (Auswahl)
Da
aber kam einer der sieben Engel zu mir,
...
und
er führte mich
-
wieder war ich verzaubert, entrückt und von Sinnen –
auf
einen hohen und großen Berg,
und
von dort zeigte er mir
die
Heilige Stadt,
Jerusalem.
...
Sie
hatte eine Mauer,
groß
und hoch wie der Berg,
und
hatte zwölf Tore,
...
und
in die Tore waren eingemeißelt
die
Namen der zwölf Stämme Israels.
Drei
Tore, dem Morgenlicht zugewandt,
schauten
nach Osten,
drei,
der Kühle vertrauend,
nach
Norden;
drei
Tore, dem Mittagslicht zu,
blickten
nach Süden,
drei,
im Leuchten des purpurnen Abends,
schauten
nach Westen.
....
Der
Engel, der mit mir sprach,
hatte,
als Maß, einen Stab aus Gold in der Hand,
um
die Stadt zu vermessen,
ihre
Tore und Mauern,
und
um das große Quadrat abzustecken.
...
Einhergehen
werden die Völker
-alle-
im Glanz der Stadt,
und
die Könige der Erde bringen ihre Schätze mit,
wenn
sie ins Heilige Jerusalem kommen.
(Übersetzung:
Walter Jens)
„Der
Engel hatte als Maß einen Stab aus Gold.“
Das
Maß ist also goldrichtig. Ist fürs Ganze stimmig, ist das
Maß fürs Ganze.
Bei
den Erörterungen wird ja sichtbar:
Jede
der auftretenden und handelnden oder erleidenden Parteien hat seinen
eigene Maßstab. Es fehlt der übergeordnete Maßstab,
der für alle gilt, auf den sich alle einigen. So kämpft
jede für sich, und kaum jemand fürs Ganze. Das Gemeinwohl
wäre so ein Maßstab. Er scheint verloren gegangen zu sein
in einer Zeit, wo das Wohl der ganzen Welt, der ganzen Schöpfung
der Maßstab für unser aller Handeln werden müsste. Wo
ist dieser Maßstab?
Das
Bild zeigt, woher der Maßstab kommt. Wo wir ihn finden können.
Auf
den 12 Toren stehen die Namen der 12 Stämme Israels.
Jeder
dieser Namen hat einen Klang, eine Bedeutung, gekennzeichnet durch
einen bestimmten Charakter.
Keiner
ist ohne Fehler, vielen könnte man massive Verfehlungen
vorwerfen, Eigennutz findet sich bei jedem. Und doch baut Gott mit
ihnen diese vollkommene Stadt, schmückt mit ihren Namen die
Türme, von denen jeder aus einer einzigartigen Perle geformt
ist. Einzigartig ist der Mensch, kostbar in den Augen Gottes, aber
auch gefährdet und gefährlich, weil er zerstören kann,
wenn er den falschen Maßstab anlegt. Er kann aber auch ein
Segen sein, wenn das Maß stimmt, das er nimmt.
Dieter
Wittmann
Segen
Der
Herr segne uns.
Er
erfülle unsere Füße mit Tanz
und
unsere Arme mit Kraft.
Er
erfülle unser Herz mit Zärtlichkeit
und
unsere Augen mit Lachen.
Er
erfülle unsere Ohren mit Musik
und
unsere Nasen mit Wohlgerüchen.
Er
erfülle unseren Mund mit Jubel
und
unser Herz mit Freude.
Er
schenke uns immer wieder die Gnade der Weihnacht:
Stille,
Friede und Hoffnung.
Er
gebe uns allen immer neu die Kraft,
der
Hoffnung ein Gesicht zu geben.
So
segne uns der lebendige Gott.
(Vorlage:
Segen aus Afrika, aktualisiert: Dieter Wittmann)