Niemand
kann zwei Herren zugleich dienen
Ansprache von Pater P. Hinsen SAC zum
Lichterzeichen - Schweigegang
in der Innenstadt von Freising
am
26.07.2009
Ich darf Ihnen allen
danken, dass Sie den Weg hierher mitgegangen sind. Das zeigt auch
Ihren Wunsch, sich von der Botschaft Jesu Orientierung und auch
Rückendeckung geben zu lassen. So hören wir jetzt ein Wort
aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 6,24 /Übersetzung Walter
Jens):
„Kein Knecht
kann zwei Herren zugleich dienen: Entweder wird er den einen hassen
und den anderen lieben, oder er hält zu dem einen und verachtet
den anderen. Ihr könnt Gott dienen oder dem Geld. Nicht beiden
zugleich.“
Ich kann es nicht
ändern; so ist es uns als Wort Jesu überliefert. Wir müssen
uns entscheiden, wer für uns das letzte Wort haben soll: Gott
oder das Geld? Die Juden und die Moslems sehen das genauso. Aber oft
entscheiden wir uns ja gar nicht, sondern wir lassen uns einfach
treiben. Wenn ich mich am Abend ganz ehrlich überprüfe,
dann erschrecke ich oft, wie ganz selbstverständlich ich den
Forderungen des Mammons gefolgt bin. Täglich schließe ich
– und Sie wohl genauso - zig Kompromisse mit dem Mammon, mit
dem Kapital. Ich vermute fast: Es geht auch gar nicht anders. Aber
das zeigt doch, wie allgegenwärtig und allmächtig das
Kapital geworden ist, und welche Opfer es von uns verlangt –
und wir geben sie.
Wir opfern dem Götzen
„Kapital“ täglich sogar Menschen. Früher waren
das vorwiegend die Armen, inzwischen ist längst der Mittelstand
dazu gekommen und selbst die Großen können nicht mehr
sicher sein. Wer durch die Zentren unserer Städte geht, findet
reihenweise geschlossene Geschäfte, weil größere
Märkte sie kaputt gemacht haben. Aber die bleiben auch nicht
verschont, obwohl sie lange Zeit wie die sicheren Sieger aussahen.
Ich vermute: eines Tages werden auch die Betreiber des Wachstums des
Flughafens dazu gehören. Nur befürchte ich, dass dann - wie
jetzt beim Wachstum - auch bei einer Misere der Staat in Haftung
genommen wird, d.h. wir alle. Das erleichtert das Spiel der
Mammonjünger, weil sie weitgehend frei bleiben vom persönlichen
Risiko, dennoch habe ich noch die Hoffnung, dass die Angst vor einem
möglichen Verlustgeschäft doch noch zu einem rechtzeitigen
Stopp veranlasst. Aber gleich auf die Stimme des Evangeliums zu hören
kommt offensichtlich für die Mammonjünger nicht in Frage.
Erst wenn die Wirtschaftsprognosen „Stopp“ sagen, hat
dies ein Gewicht.
Wer den Götzen
„Kapital“ großfüttert, braucht sich nicht zu
wundern, wenn er später „selbst“ ausgeraubt und
geopfert wird. Da sind wir alle gefährdet. Wir sind immer wieder
dabei, dem Mammon sogar unser eigenes Leben und das späterer
Generationen zu opfern. Darum danke ich Ihnen, dass Sie hier ein
wertvolles Zeugnis dafür geben, dass Umkehr erforderlich ist,
ein neues Denken.
Ich weiß: Manche
ärgern sich über solche Worte, auch etliche Fromme. Jesus
ist es mit seinen Worten einst ähnlich ergangen. Der Evangelist
(Lk 16,14-15) berichtet:
„Das alles
hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie
lachten über Jesus. Da sagte er zu ihnen: ihr redet den Leuten
ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die
Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes
ein Gräuel.“
Peter
Hinsen SAC
Fürbitten
Großer Gott, wir
wissen uns von deiner Liebe ins Leben gerufen, aber spüren auch
unsere Berufung, dieser Liebe zu entsprechen.
- Unsere Stadt hat eine
lange christliche Tradition, und dennoch laufen wir Gefahr, in die
Hände des Götzen „Mammon“ zu fallen.
Herr unser Gott! A:
Erbarme dich.
- Viele Menschen
unserer Region sorgen sich angesichts der Ausbaupläne des
Flughafens um ihre Gesundheit, um ihren Schlaf und ihre Heimat.
Herr unser Gott! A:
Erbarme dich.
- Wir wissen, über
manche Fragen kann man so oder so denken.
Daher wünschen wir
uns, dass aus Gegnern keine Feinde werden,
dass Fairness und
Wahrhaftigkeit beim Ringen um die beste Lösung geachtet werden.
Herr unser Gott! A:
Erbarme dich.
- Wir denken an alle,
die an der Entscheidung über die Flughafenpläne beteiligt
sind. Mögen alle sich prüfen, wie sie entscheiden würden,
wenn sie selbst als Anlieger betroffen wären.
Herr unser Gott! A:
Erbarme dich.
- Wir denken an alle,
deren Zukunft im Ungewissen liegt, die nicht mit Sicherheit sagen
können, ob und unter welchen Umständen sie an ihrem
angestammten Platz weiterleben können.
Herr unser Gott! A:
Erbarme dich.
Vater unser
Segen
Peter Hinsen SAC