Besinnung gestaltet von Sigrun und Erich Hechtl
zum Lichterzeichen - Schweigegang
am 30.08.2009
Was
du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb
es, um es zu besitzen
Der
Dichter Johann Wolfgang von Goethe legt seinem Dr. Faust im Monolog
in der Nacht folgende Worte in den Mund:
„Was
du ererbt von deinen Vätern hast,
erwirb
es, um es zu besitzen!
Diese
Worte beziehen sich zunächst nur auf die Erkenntnisse der
jeweiligen Zeit. Sie können nur dann zum Wohle der Menschheit
genützt werden, wenn man sie sich erarbeitet, d.h. sie zu
verstehen sucht.
Ich
meine aber, Goethes Wort hat auch im weiteren Sinne Gültigkeit,
z.B.
für
den Erhalt des Zustandes der Umwelt und der Natur
oder
auch für den Erhalt des kulturellen Erbes, also Werten, die uns
von unseren Vorfahren hinterlassen wurden.
In
diesen Fällen muss dieses Erbe vor der Zerstörung
verteidigt werden, „um es zu besitzen“.
Unsere
Lebensqualität und unsere Kulturgüter, die auch Teil
unseres Lebens sind, werden bedroht durch Lärm,
Umweltverschmutzung und Erschütterungen.
Da
wir alle verantwortlich sind für die Bewahrung der Schöpfung,
d.h. des Lebens und unseres Lebensumfeldes, sind wir auch alle
gefordert uns zu artikulieren und zu engagieren für deren
Erhaltung.
Kardinal
Franz König, ehemals Erzbischof von Wien, hat sich auch mit dem
Verhältnis von Mensch und Natur auseinandergesetzt und seine
Gedanken dazu biblisch begründet.
Ich
darf ihn zitieren:
Viele
Menschen haben heute Angst, dass unsere Welt, diese „schöne
leuchtende Erde“, unbewohnbar wird. Das Verhältnis von
Mensch und Natur ist gestört, aber es ist noch nicht zerstört.
In unserer Hand liegt es, die notwendige Kurskorrektur einzuleiten.
Im Römerbrief schreibt der Völkerapostel Paulus den
rätselhaften Satz: „Die ganze Schöpfung wartet
sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.“
(Röm 8,19) Die „Söhne Gottes“ – sind das
wir? Ganz offensichtlich sind das jene, die der Natur anders begegnen
als der alte Adam: Sie bebauen und hüten die Erde, aber sie
zerstören sie nicht. Sie leben in Schicksalsgemeinschaft mit der
ganzen Schöpfung. Ihre Haltung gegenüber allem Geschaffenen
ist von Ehrfurcht geprägt. Sie sind sich ihrer Verantwortung
gegenüber der Natur genauso bewusst, wie der Verantwortung
gegenüber dem Mitmenschen. Sie können Maß halten. Sie
sind fähig, ihre Ansprüche zu vermindern und einfacher zu
leben. Sie wissen, dass der Wert des Menschen nicht davon abhängt,
was er hat, was er besitzt, sondern davon, was er ist und wie er ist.
Sie sehen Natur, Welt, Leben nicht nur aus dem Blickwinkel der
Nützlichkeit, sondern freuen sich an der Schönheit der
Schöpfung. Sie denken nicht nur an sich, sondern auch an die
kommenden Generationen und deren Lebenschancen. Die „Söhne
Gottes“ – sind das wir?
Fürbitten
Wir
bringen nun unsere Anliegen vor den allmächtigen Gott:
Vater
im Himmel - wir bitten für alle Verantwortlichen in Politik und
Wirtschaft, dass sie bei ihren Entscheidungen das Wohl der Menschen
immer als Richtschnur sehen.
Wir
bitten dich erhöre uns.
...-...für
alle Entscheidungsträger, dass sie gute Berater um sich sammeln
und deren Rat – auch gegen Eigeninteressen – zum Wohle
des Volkes annehmen.
...-...für
alle in Leitungsfunktionen Tätigen, dass sie sich bei ihren
Entscheidungen nicht durch falsche Loyalitäten gebunden fühlen.
...-...für
jene Menschen, die die Notwendigkeit des Schutzes unserer Ressourcen
und unseres kulturellen Erbes noch nicht erkennen, dass sie zur
Einsicht kommen.
...-...für
uns alle, die wir für unsere Mitmenschen und die Natur und
Umwelt verantwortlich sind, dass wir uns immer dieser Verantwortung
für die Schöpfung bewusst sind und danach zu handeln
trachten.
Herr,
himmlischer Vater, du sorgst dich um jeden Menschen und schließt
keinen von deiner Liebe aus. Aber deine Wege sind nicht unsere Wege.
So lass uns immer deinen Willen hoffnungsvoll annehmen.
Wir
wollen unser Bitten nun zusammenfassen in dem Gebet, das der Herr uns
zu beten gelehrt hat.
Vater
unser.....
Segen
Bevor
wir auseinander gehen, wollen wir Gott um seinen Segen bitten:
Gott
segne die Erde, auf der wir jetzt stehen.
Gott
segne den Weg, auf dem wir jetzt gehen.
Gott
segne das Ziel, für das wir uns regen.
Gott
segne uns alle und all unser Leben.
Darum
bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen
Sigrun und Erich Hechtl