Besinnung gestaltet von Frau Goritz und Frau Stroh
zum Lichterzeichen - Schweigegang
am 06.12.2009
Wir beginnen
unsere Andacht :“Im Namen des Vaters...“
Jeden Sonntag
führt uns ein gemeinsames Anliegen zusammen. Schweigend und in
Frieden sind wir mit unseren Lichtern hierher gezogen.
Ich möchte
heute Ihre Gedanken auf ein Geschehen lenken, das Sie alle kennen. Es
ist der 9.Oktober 1989. „Keine Gewalt!“ riefen
Zehntausende auf der Straße in Leipzig und in anderen Städten
der DDR.
Christian Führer, der Begründer der Leipziger
Friedensgebete war damals Pfarrer in der Nikolaikirche. Hören
wir ihm zu:
Keine
Gewalt! Das ist für mich die kürzeste Zusammenfassung der
Bergpredigt. Am 9.Oktober 1989 haben Zehntausende diese Worte nicht
nur gerufen, sondern sie haben das Gebot der Gewaltlosigkeit selbst
auf der Straße praktiziert – in Leipzig wie in anderen
Städten der DDR. Menschen, die in den Kindergärten mit
Panzern spielen durften und an den Schulen zum militärischen
Klassenkampf erzogen wurden, befolgten diese Botschaft von Jesus.
Keine Gewalt. Und damit machten sie die Friedliche Revolution
möglich, die überhaupt erste gelungene Revolution in der
deutschen Geschichte. Für mich ist das ein Wunder biblischen
Ausmaßes. Wie der Prophet Sachrja sagt: Es soll nicht durch
Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.“
(Sacharja 4,6) So geschah es, ausgehend von der Leipziger
Nikolaikirche und von vielen anderen Kirchen des Landes.
Die
Anfänge dieser glücklichen Revolution waren klein –
klein wie ein Senfkorn, das in den Boden fällt. In der
Nikolaikirche begann alles mit den Friedensgebeten, angestoßen
durch eine Gruppe von Jugendlichen im Jahr 1982, ihnen waren die
jährlichen Friedensdekaden zu wenig, sie wünschten sich
jede Woche eine entsprechende Andacht, ein Gebet. Und vielleicht war
das auch die wichtigste Entscheidung der Männer und Frauen im
Kirchenvorstand der Nikolaikirche: Diese jungen Menschen zu
unterstützen und zu sagen, von nun an gibt es jede Woche ein
Friedensgebet. Seit dem 20.September 1982, Montag für Montag um
17.00 Uhr in der Nikolaikirche, ausgenommen die beiden Sommermonate
der Schulferien in der DDR. Bis heute treffen sich die Menschen zu
diesem Gebet, auch wenn das anfangs gar nicht abzusehen war. Als in
den Jahren 1983 und 1984 die Aufrüstung im Osten wie im Westen
Deutschlands immer massiver wurde, wuchs die Resignation. Die Zahl
der Teilnehmer an den Friedensgebeten sank auf unter zehn. Einmal
waren wir nur zu sechst. Wir haben uns am Altargitter hingesetzt, der
Superintendent las einen Psalm. Eine Frau sagte zu mir: „Herr
Pfarrer, Sie lassen hoffentlich nicht diese Friedensgebete eingehen.
Wenn wir aufgeben, gibt es keine Hoffnung mehr. Nur noch
Resignation.“ Ich habe gedacht, diese Frau hat recht. Wir
müssen diesen Ort für das Gebet offen halten. Wir sind von
Jesus her zur Hoffnung verpflichtet. Jesus sagt: “Denn wo zwei
oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen.“ (Matthäus 18,20) Wir waren schon sechs, also
doppelt so viele. Also sollten wir weitermachen.
Wir
können unsere Aktion nicht mit den damaligen Friedensmärschen
gleichsetzen. Das sind unterschiedliche Dimensionen. Wir können
uns angstfrei bewegen, wir dürfen unsere Meinung äußern
und wir werden nicht verfolgt.
Gemeinsam
ist uns aber der Entschluss, nicht zu resignieren, nicht die Hoffnung
aufzugeben und gemeinsam unser Anliegen vor Gott zu tragen.
Fürbitten:
Die
Antwort auf unsere Fürbitten wollen wir singen: Herr, erbarme
dich, erbarme dich...
Gott, du bist ein Gott der Liebe und des Lichtes.
Bringe Du Licht in unser Leben.
Gott, unser Vater, lass uns bei Dir Hoffnung finden,
wenn uns der Mut zum Durchhalten verlässt.
Gott, Heiliger Geist, bewirke in den Mächtigen,
dass sie sich der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung
bewusst werden und danach handeln.
Beten
wir abschließend ein Gebet, das aus Taize´ stammt.
Gott,
Du Quelle des Lebens, wir bitten dich: Öffne mit deiner Liebe
die Herzen der Menschen und löse auf in deinem Licht Gefühle
von Angst, Hass und Ohnmacht. Leite mit deiner Weisheit all jene,
die verantwortlich sind für Krieg und Gewalt, Hass und
Intoleranz. Gib ihnen Kraft zum Umdenken und Mut zur Umkehr.
Schenke
uns allen die Einsicht, dass Frieden in uns selbst beginnt. Wir
bitten dich, setze den Kraftstrom des Friedens in allen Menschen in
Bewegung.
Treuer,
ewiger Gott, wir danken dir. Amen
Mit
seinem Segen begleite Sie der Gott der Liebe und des Friedens, der
Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen
Frau Goritz und Frau Stroh