Besinnung
gestaltet von Fam. Mathilde, Jutta und Birgit Müller
zum
Lichterzeichen - Schweigegang am 01.08.2010
Eine lange Zeit
gehen wir nun schon Woche für Woche zum Sonntags
gebet.
Manchmal denke ich: wie lange soll denn das noch dauern?
In
letzter Zeit denke ich immer öfter: es ist doch eh schon alles
klar.
Und trotzdem gehen wir immer weiter. Wir werden unserem
Anliegen Zeit
und Ausdauer widmen, bis wir am Ziel sind.
Dazu eine Geschichte
aus Momo von Michael Ende:
Beppo liebte diese
Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief.
Er tat
seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine
sehr
notwendige Arbeit.
Wenn er so die
Straßen kehrte, tat er es sehr langsam, aber stetig. Bei jedem
Schritt
einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen
Besenstrich.
Schritt - Atemzug - Besenstrich,
Schritt -
Atemzug - Besenstrich.
Während er sich
so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter
sich
die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren
Gedanken
ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen
wie ein bestimmter
Duft, an den man sich nur gerade eben noch
erinnert, oder wie eine Farbe, von
der man geträumt hat.
Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er
ihr
seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art
zuhörte, löste sich
seine Zunge, und er fand die
richtigen Worte.
„Siehst du Momo“, sagte er dann zum
Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man
eine sehr lange
Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang;
das
kann man niemals schaffen, denkt man.“
Er blickte eine Weile
vor sich hin, dann fuhr er fort: “Und dann wird man
mutlos.
Jedes mal wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht
weniger wird, was noch vor
einem liegt. Und man strengt sich noch
mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun,
und zum Schluss ist
man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße
liegt
immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“
Er
dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie
an die ganze
Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man
muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten
Atemzug,
an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an
den nächsten.“
Wieder hielt er inne und überlegte,
ehe er hinzufügte:
„Und irgendwann sieht man sein Ziel.
Und so soll es sein.“
Verantwortung für
unsere Heimat und die Schöpfung zu haben, heißt, dem Zeit
zu widmen
und ihm Zeit zu lassen, bis es reif ist.
Stille
Lasst uns nun hören
wie der Psalmist im Psalm 104 die Schöpfung beschreibt:
Preise ihn, Seele,
meinen Gott. Wie
groß bist du!
Der Glanz und die
Herrlichkeit sind dein Gewand.
Angetan mit Licht
bist du.
Der Himmel ist dein
Zelt.
Die Balken deines
Hauses sind verankert im Wasser
Dein Gefährt
sind die Wolken.
Du wandelst auf
Sturmflügeln.
Der Wind ist dein
Bote.
Das Feuer ist deine
Dienerin.
Die Erde hast du auf
festen Grund gebaut.
Niemals wird sie
untergehen.
Einst war sie von
der Urflut bedeckt.
Die Berge waren
unter Wasser.
Doch das Wasser
floh, weil du es so wolltest.
Vor deiner Gewalt
ist es verschwunden!
So erhoben sich die
Berge und senkten sich
die Täler,
genau dahin, wo du sie gewollt hast.
Das Wasser hast du
an seinen Platz verwiesen.
Da soll es bleiben.
Nie wieder soll es
die Erde zudecken.
Du lässt
Quellen hervorsprudeln,
Wasser in Tälern
fließen zwischen Bergen.
Sie tränken
alles Leben.
Die Feldtiere
löschen dort ihren Durst, an den Ufern
die Vögel: von
den Zweigen her kommt Gesang
Die Berge tränkst
du aus deinen Wolken.
Vom Himmel her
nährst du die Erde.
Für das Vieh
lässt du Gras wachsen,
für den
Menschen alles was er braucht,
Brot von der Erde
und Wein, der das Herz freut.
Auch Öl für
seine Schönheit.
Und Brot, damit er
stark bleibt und gesund.
Die Bäume
Gottes trinken sich satt,
die Libanonzedern,
die e r gesetzt hat.
Dort bauen die Vögel
ihr Nest
Und auf den
Zypressen nistet der Storch.
Die hohen Berge sind
für den Steinbock,
und in die Felsen
kann der Klippdachs fliehen.
Den Mond hast du
gemacht als unsere Uhr.
Und auch die Sonne:
sie kennt die Zeit ihres Untergangs.
Dann schickst du die
Finsternis, und es wird Nacht.
Nun erwachen die
Lebewesen des Waldes.
Die jungen Löwen
brüllen nach Beute.
Auch sie verlangen
von Gott ihr Fressen.
Erscheint dann die
Sonne wieder,
gehen sie nach Hause
und schlafen in ihrem Versteck.
Nun kommt der
Mensch. Er macht sich an die Arbeit,
den ganzen Tag bis
zum Abend.
Herr, wie unendlich
ist dein Wirken!
Alles hast du
gemacht,
die Erde und alles:
eine Summe deiner Weisheit.
Die Welt ist die
Fülle deiner Dinge.
Und das Meer ist ein
Meer:
Auch in ihm Leben
ohne Zahl
von kleinen und
großen Lebewesen.
Und auf ihm ziehen
die Schiffe dahin,
und auch der
Leviathan, den du gemacht hast,
um mit ihm zu
spielen.
Alle warten auf
dich, dass sie zur rechten Zeit
ihr Futter bekommen.
Gibst du ihnen,
nehmen sie.
Öffnest du
deine Hand, werden sie satt.
Zeigst du dich
nicht, sind sie verstört.
Lässt du sie
nicht mehr atmen, sterben sie.
Und werden wieder
zum Staub der Erde.
Und wenn du willst,
entstehen sie neu,
und auch die Erde
erscheint neu.
Doch ewig währe
die Herrlichkeit des Herrn,
Der Herr erfreue
sich an allem.
Das Erdbeben: ein
Augenblick Gottes.
Der Rauch der
Vulkane: eine Berührung.
Ich will meinem Gott
singen mein Leben lang.
Spielen ihm, solange
ich da bin.
Möge ihm mein
Dichten gefallen.
Ich freue mich an
meinem Gott.
Nur die Unmenschen
sollen von der Erde verschwinden.
Es wäre so
schön auf der Welt ohne sie!
Preise meine Seele
den Herrn!
Halleluja!
Beten wir nun, wie
Jesus uns zu beten lehrte: Vater unser …
Ich wünsche uns
– mit einem alten Wort wünsche ich es, dem Wort „Segen“:
dass hinter unserem
Pflug Frucht wächst, Brot für Leib und Seele, und dass
zwischen den Halmen
die Blumen nicht fehlen. Denn wie der Mensch nicht vom
Brot allein lebt, so
wächst das Brot nicht durch den Menschen allein, sondern durch
den Segen dessen,
dem das Feld und die Saat gehören. Das Brot wächst durch
die
Kraft dessen, dem
die Erde dient und der Himmel, die Sonne und der Regen.
Dass in unserer
Kraft seine Kraft ist, das vor allem, das wünsche ich uns.
Und so segne uns
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen.