Handle, als hinge alles von dir ab,
bete, als hinge alles von Gott ab

Besinnung gestaltet von Sigrun und Erich Hechtl
zum Lichterzeichen - Schweigegang am 27.11.2011

 

Einführung:

Ignatius von Loyola fasste einmal den Anspruch an den Christen
folgendermaßen zusammen:

Bete, als hinge alles von Gott ab.
Handle, als hinge alles von dir ab.

Der zweite Teil dieses Zitats besagt, dass wir uns mit all unseren Kräften
einsetzen sollen das gesetzte Ziel zu erreichen.
Der erste Teil – bete, als hinge alles von Gott ab - schließt auch ein,
dass wir den Ausgang unserer Bemühungen Gott überlassen sollen.

Diese Forderungen sind nicht leicht zu erfüllen. Ja, sie stoßen sogar
– und so ist es auch gedacht - an die Grenze unserer Möglichkeiten.
Aber – so glaube ich – mit dieser Einstellung sind die Erfolgsaussichten
auch am größten.

Ich möchte dazu eine Erzählung von Peter Rosegger vorlesen:
Als dem kleinen Maxel sein Haus nieder brannte (gekürzt)
(Aus „Als ich noch der Waldbauernbub war“)

 

Erzählung:

Ich erinnere mich noch gar gut an jene Nacht. Ein dumpfer Knall weckte
mich auf. Und dann klopfte jemand am Fenster und rief: Wer des Klein
Maxel Haus brennen sehen wolle, der möge aufstehen und schauen gehen.
Mein Vater sprang aus dem Bett, ich erhob ein Jammergeschrei und dachte
fürs nächste daran, meine Kaninchen zu retten. Unsere alte Magd sagte
jetzt, dass ja nicht unser Haus in Feuer stehe, dass das Klein-Maxel-Haus
eine halbe Stunde weit von uns entfernt wäre. Wir eilten vor das Haus, um
zu sehen. „Auweh!“ Rief mein Vater, „'s is schon alles hin. Wir müssen doch
schauen gehen, dass wir was helfen mögen.“ Und er führte mich an seiner
Hand rasch davon. „Wenn einem andern das Haus niederbrennt“, sagte
mein Vater, „na, so brennt ihm halt das Haus nieder. Aber dem Maxel
brennt alles nieder.
Der Weg ging sanft berganwärts. Mein Vater erzählte.
„Jetzt kann's dreißig Jahr sein – ist der Maxel ins Land 'kommen. Armer
Leute Kind. Die erste Zeit hat er bei den Bauern Halterbuben gemacht,
nachher ist er in den Holzschlag 'gangen. Ein rechtschaffener Arbeiter und
allerweil fleißig und sparsam. Wie er ist Vorarbeiter worden, hat er sich vom
Waldherrn ausgebeten, dass er die saure Wiesen trocknen und für sein
Lebtag behalten darf. Ist ihm gern zugesagt worden, und so ist der Maxel
alle Tage, wenn sie im Holzschlag Feierabend gemacht haben, auf sein
saure Wiesen 'gangen hat das Gestrüpp weggeschlagen, hat Gräben
gemacht, Wurzeln und Unkraut verbrannt – und in zwei Jahren war die
ganze Wiesen trocken gelegt, und es wachst gutes Gras drauf. Dann hat er
sich Waldbäume erbeten. Die konnten sie ihm nicht schenken wie die saure
Wies, die musste er abdienen. So hat er Arbeitslohn dafür eingelassen, und
die Bäume hat er umgehauen und viereckig gehackt und abgeschnitten zu
Zimmerholz alles in den Feierabenden. Und so hat er sein Haus gebaut.
Fünf Jahre lang hat er daran gearbeitet. Nächsten Monat hat er heiraten
wollen; Und jetzt ist auf einmal alles hin. Der ganze Fleiß und alle
Arbeit...Mein Vater unterbrach sich. Wir standen auf der Anhöhe, und vor
uns loderte die Wirtschaft des Klein Maxel, und das Haus brach eben in
seinen Flammen zusammen. Mehrere Leute waren da mit Hacken und
Wassereimern, aber es war nichts anderes zu machen, als dazustehen und
zuzuschauen wie der Rest in sich zusammenstürzte.
Eine kleine Strecke vom Brand war der Steinhaufen, auf welchen der Maxel
die Steine der Sauerwiese zusammengetragen hatte. An demselben saß er
nun, der kleine, braune Maxel, und sah in die Glut hinein, deren Hitze auf
ihn herströmte. Die Leute traten nicht zu ihm; mein Vater wollte ihm gern
ein Wort der Teilnahme sagen, aber er getraute sich auch nicht zu ihm.
Der Maxel lehnte so da, dass wir meinten, jetzt und jetzt müsse er
aufspringen und einen Fluch zum Himmel stoßen und sich dann in die
Flammen stürzen.
Und endlich, als das Feuer nur mehr auf dem Erdengrund herumleckte,
und aus der Asche die kahle Mauer des Herdes aufstarrte, erhob sich
der Maxel. Er schritt zur Glut hin, hob eine Kohle auf und zündete sich
die Pfeife an.
Und als die Pfeife brannte, setzte er sich wieder auf den Steinhaufen und blickte in die Gegend hinaus.
Später hat der Klein Maxel die Asche seines Hauses durchwühlt und aus
derselben sein Schlagbeil herausgezogen. Er schaftete einen neuen Stiel an,
er machte es an einem Schleifstein der Nachbarschaft wieder scharf – und
ging an die Arbeit. Seither sind viele Jahre vorbei: Um die Sauerwiese
liegen heute schöne Felder, und auf der Brandstätte steht ein
neugegründeter Hof.
Junges Volk belebt ihn, und der Hausvater, der Klein Maxel, lehrt seine
Söhne das Arbeiten, erlaubt ihnen aber auch das Tabakrauchen.
Nicht gar viel – aber ein Pfeifchen zu rechter Zeit.

 

Pause – Gedanken zur Erzählung:

Dieser Maxel ist gewiss keiner, der mit vielen Worten betet.
Er wird wohl in die religiösen Konventionen seines Dorfes eingebunden
gewesen sein: der sonntägliche Kirchgang, das gemeinsame Abendgebet
der bäuerlichen Hausgemeinschaft.
Aber die Gelassenheit, mit der er diese seine persönliche Katastrophe
erträgt, spricht für ein unendliches Gottvertrauen – ein Vertrauen,
das keine Worte braucht.

Handle, als hinge alles von dir ab,
bete, als hinge alles von Gott ab.

Diesem weisen Rat zu folgen, erfordert einerseits konsequentes Tun des
einmal als richtig Erkannten, andererseits uneingeschränktes Vertrauen
darauf, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird.

Es ist hilfreich, wenn wir uns in der Verfolgung unseres großen Anliegens,
nämlich eine Startbahn 3 zu verhindern, gelegentlich an diesen Rat
erinnern.

Wir wollen uns mit allen legalen Mitteln dafür einsetzen, dass Gottes Schöpfung nicht neuerlich eine Wunde geschlagen wird. Gleichzeitig vertrauen wir dem beständigen Gebet.

Darum wollen wir wieder unsere Bitten vor Gott tragen:

 

Fürbitten:

Vater im Himmel, gib uns die Unbeirrtheit und Gelassenheit eines Klein
Maxels, damit wir unsere Anliegen mit Zähigkeit verfolgen und uns von
Rückschlägen nicht entmutigen lassen.
Wir bitten dich, erhöre uns.

Vater im Himmel, gib uns Einfühlungsvermögen, damit wir die
Beweggründe unserer Gegner verstehen, ihre Sorgen zerstreuen
und ihre Egoismen beim Namen nennen können können.
Wir bitten Dich...

Vater im Himmel, wecke die Gleichgültigen und zeige ihnen ihre
Mitverantwortung für Deine Schöpfung.
Wir bitten Dich...

Vater im Himmel, lass die Entscheidungsträger erkennen,
dass ein Meinungswechsel aus  guten Gründen nicht Schwäche,
sondern eine Tugend ist.
Wir bitten Dich...

Wir wollen alle unsere Anliegen im Gebet des Herrn zusammenfassen:

Vater unser im Himmel....

Bevor wir nun heimgehen, bitten wir um Gottes Segen für diese Woche:

Segen:

Gott, der Herr, führe uns.
Gott, der Herr, begleite uns.
Gott, der Herr, beschütze uns.
Es segne uns der Vater und der Sohn und der heilige Geist. Amen.

Verabschiedung