7 Jahre „Aktion Lichterzeichen - zwei Bahnen reichen“
Andacht gestaltet von Dekan Hauer
zum Lichterzeichen - Schweigegang hinauf auf den Domberg am 06.10.2013
Mt.5,16
7 Jahre gibt es uns jetzt – die „Aktion
Lichterzeichen – zwei Bahnen reichen“.
Eine Zeit
voller Energie und Bewegung.
Seit dem 5. November 2006 haben sich
an über 300 Sonntagen über 50.000 Menschen auf den Weg
gemacht, um für die Bewahrung der Schöpfung in der Region
um den Flughafen zu beten.
Seit 7 Jahren setzen wir dieses Zeichen
– es ist zu einem Ausrufezeichen geworden.
Ich danke allen, die sich dafür einsetzen, dass
das Lichterzeichen nicht ausgeht, sondern weiter leuchtet –
über die Stadt und den Landkreis Freising hinaus in die
Nachbarlandkreise. Wir alle sind von dem geplanten Bau der
3.Startbahn betroffen.
Und nicht nur ein paar wenige in Attaching,
wie immer wieder suggeriert wird.
Deshalb danke ich Ihnen allen.
Sie tragen auch
heute mit dazu bei, dass die „Aktion Lichterzeichen –
zwei Bahnen reichen“ zu einem unübersehbaren und manchmal
auch unüberhörbaren Zeichen geworden ist.
Über
den Flughafen hinaus, hinein die Stadt München, in die
Staatsregierung und die Regierung von Oberbayern.
Der Bürgerentscheid der Stadt München im
Juni 2012 hat uns gezeigt, dass unsere Sorgen verstanden und unsere
Anliegen gehört werden.
Gebe Gott, dass unsere Argumente auch
die Entscheidungsträger erreichen, die jetzt gefragt sind.
7 Jahre Lichterzeichen – warum engagieren wir
uns ganz bewusst als Christinnen und Christen gegen den geplanten Bau
der 3.Startbahn?
Ist das nicht alleine ein Thema der drei
Gesellschafter, der Staatsregierung, der Regierung von Oberbayern,
der Gerichte?
Warum mischen wir uns ein?
Warum leisten wir als
Christinnen und Christen seit 7 Jahren Widerstand?
Die Tier- und Umweltforscherin Jane Goodall, bekannt
vor allem durch ihre Forschungen über die Schimpansen, hat in
einem Interview gesagt:
„Wir haben die Weisheit verloren,
die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Verbindung zwischen
unserem allzu klugen Hirn und dem Herzen ist getrennt…..das
intelligenteste Wesen, das je den Planeten bevölkert hat,
zerstört nun sein eigenes Zuhause. Immer geht es nur ums Geld.
Klüger wäre es zu fragen, wie eine heutige Entscheidung das
Leben meiner Kinder, Enkel und Großenkel beeinträchtigen
könnte“ (Chrismon 05.2013 S.46).
Wir, liebe Mitchristen, nehmen unsere Verantwortung
für das Leben unserer Kinder, Enkel und Großenkel wahr.
Auch sie sollen hier lebens- und liebenswerte Lebensbedingungen
haben.
Die Uno warnt in ihrem neuen
Klimareport wieder vor den Folgen des Klimawandels:
weiterer
Anstieg des Meeresspiegels, Hitzewellen, viele Gletscher könnten
komplett verschwinden, für Regionen wie Deutschland sagen die
Forscher mehr Starkregen voraus.
Alle wissen es – ist ja
auch nicht neu.
Liebe Mitchristen, wie schlimm müssen denn
die Prognosen und die schon sichtbaren Folgen des Klimawandels noch
werden, bis wir endlich bereit sind, unsere egoistische Mentalität
zu korrigieren? Die Schöpfung ist nun einmal das gemeinsame
Gut, von dem wir alle leben.
Natürlich, wirtschaftliches Wachstum ist
wichtig. Das stelle ich auch gar nicht Abrede.
Aber
wirtschaftliches Wachstum um jeden Preis bzw. für welchen
Preis?
Kapitalmehrung der Gesellschafter - Global Player sein
-
Auf Kosten der Menschen, die hier leben?
Auf Kosten der
Schöpfung?
Auf Kosten zukünftiger Generationen?
Liebe Mitchristen, da müssen wir uns einmischen.
Da müssen wir uns äußern. Als Christinnen und
Christen.
Wir leisten nicht Widerstand um des Widerstands
willen.
Wir leisten Widerstand, weil wir von unserem Glauben her
zur Wachsamkeit aufgerufen sind.
Weil wir weiter sehen müssen
als nur auf den Wirtschaftsfaktor Flughafen.
Wir leisten nicht
Widerstand gegen den geplanten Bau der 3.Startbahn, weil uns das so
gut gefällt, sondern weil uns unser Glauben an den Gott des
Lebens, den Schöpfer und Erhalter der Welt, dazu drängt.
Und
solange uns niemand mit besseren Argumenten überzeugen kann,
werden wir unsere Stimme erheben.
Und schon höre ich die Fragen: was mischt ihr
euch da ein?
Kümmert euch um das Seelenheil, und lasst
Wirtschaft und Politik ihre Arbeit tun.
Schuster, bleib bei deinen
Leisten.
Liebe Mitchristen, gerade wenn wir uns einmischen,
bleiben wir bei unseren Leisten.
Weil der Gott, an den wir
glauben, sich von der Welt nicht abwendet, sondern sich ihr zuwendet.
Darum hat das Evangelium immer auch eine politische Bedeutung.
Darum übernehmen wir Mitverantwortung für das Gemeinwesen
und äußern uns zu Fragen des öffentlichen Lebens.
Darum beteiligen wir uns an demokratischen Prozessen – in der
Freiheit der Christenmenschen (EKD Magazin Themenjahr 2014 S.
78f).
Deshalb setzen wir uns für den Schutz des Sonntags ein,
deshalb weisen wir auf den Pflegenotstand hin, deshalb warnen wir vor
dem Klimawandel, deshalb setzen wir uns gegen den geplanten Bau der
3.Startbahn ein.
Wir machen keine Parteipolitik, sondern bringen
unsere Sorgen und Anliegen zur Sprache. Jenseits aller persönlichen
Interessen und Vorteile.
Und finden damit im Übrigen die volle Zustimmung
von Ministerpräsident Seehofer, der in einem Interview des
evangelischen Sonntagsblattes gefragt wurde, ob sich die Kirchen in
die Politik einmischen sollen. Seine Antwort:
„Die…Kirche muss dezidiert und
nachdrücklich ihre Grundhaltungen gegenüber der Politik
vertreten, sie kann nicht schon mit dem Kompromissvorschlag zur
Politik kommen. Der Politiker muss dann die unterschiedlichen
Interessen wieder ausgleichen. Das ist dann unsere Verantwortung.“
(SoBl.37/2013).
7 Jahre Lichterzeichen – wir bleiben weiterhin
wachsam und beziehen Stellung.
Jede und jeder von Ihnen, liebe
Mitchristen, ist ein Lichterzeichen. So wird unser Licht
weiterleuchten, damit die Menschen es sehen.
Amen