"Wer nicht gegen uns ist, ist für uns"
nach Markusevangelium (Mk 9,40)

Besinnung gestaltet von Dr. Wilhelm Albrecht
zum Lichterzeichen - Schweigegang am 07.09.2014

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am heutigen Schweigemarsch,

Manche erinnern sich vielleicht an die „5 Punkte“, die Grundsatz-Erklärung von „Lichterzeichen“: „Weshalb sich Christen in der Abwehr einer weiteren Start- und Landebahn am Münchener Flughafen engagieren“. www.lichterzeichen.de

Einer der 5 Punkte lautet: Wir vertrauen auf die Kraft des Religiösen und Spirituellen.

Wie hört sich das an? Ein bisserl verschwommen oder verschwiemelt, gar fürchterlich blass? Manchen ist dieser Satz zu wenig klar und deutlich, zu hasenherzig. Warum so allgemein,
warum nicht direkt Ross und Reiter nennen? Haben wir nicht mehr das Herz und den Mumm, offen und ehrlich zu sagen, was unsere Sache ist? Dabei geht es uns doch um höchst Konkretes, darum, dass wir als Christen einstehen gegen weitere Beschädigungen unserer Heimat, unseres Lebensraums, unserer Gesundheit, der Natur, einstehen
gegen unnötige Verkehrsbelastungen, gegen Ressourcenverschwendung, Gier und Größenwahn. Und das aus einer Überzeugung,
die ihre Wurzel hat im Vertrauen auf Gott, den wir Schöpfer der Welt und des Lebens nennen, auf Gott als Mensch gewordenen Bruder und Retter und auf Gott, als unsere Kraftquelle,
der uns als tröstet und zum Leben anspornt……Wirkt da das Wort von der “Kraft Religiösen und Spirituellen“, in unserer Grundlagenaussage von Lichtzeichen, nicht allzu verschämt und saftlos?

In den biblischen Berichten und Erzählungen von Jesus und seinem Wirken in der Öffentlichkeit steht eine interessante Begebenheit. Da kommen die engsten Sympathisanten, die wir Jünger nennen, zu Jesus und beschweren sich über einen Wunderheiler, der auf eigene Faust messianische Heilungswunder vollzieht.
Sie fragen: Was sagst denn du dazu? Und seine Antwort nach Markusevangelium: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ Das nenne ich gelassen, frappierend gelassen. Hier hat einer nicht Angst um sein Alleinstellungs- Merkmal, Angst um seinen Ruhm, hier sieht er keine Konkurrenten, die ihm das Wasser abgraben. Seine Antwort ist: Wer sich, wie auch immer,
für Lebensförderliches, für Heilsames, für Hoffnungsgebendes, für Aufbauendes, für eine gerechte Sache einsetzt, der ist willkommen.

Ich denke: solche frappierende Gelassenheit tut auch uns bei Lichterzeichen gut. Wir wissen, wozu wir stehen, aber wir verteilen keine Eintrittskarten. Wenn wir also in den 5 Punkten schreiben: „Wir setzen auf eine geistige und spirituelle Wirklichkeit“, dann ist das weit und offen gemeint. Auch Frauen und Männer sind willkommen, die Schwierigkeiten mit dem Glauben haben, die mit Kirche nicht viel anfangen können oder aus welchen Gründen auch immer nicht viel anfangen wollen, die ihre eigenen Wege gehen, die aber dennoch unsere Ziele bejahen können und mit ihnen konform gehen: Sie sind unser Verbündeten. Sie verwässern nichts sondern wirken mit in unseren Anliegen. Ja: wir bestärken uns gegenseitig. Darum bleiben wir bei der Aussage in Punkt 3 der 5 Punkte: „Wir vertrauen auf die Kraft des Religiösen und Spirituellen, wir setzen auf eine geistige und spirituelle Wirklichkeit.“ Dies ist eine weite Klammer, mit der viele mitgehen können, eine Klammer, die viele vereint, jetzt schon fast 8 Jahr hindurch bei unserem Einsatz für eine lebensverträglichen Welt, ganz konkret in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

Fürbitten:

Du Gott und Herr, du Schöpfer der Welt, du Vater und Mutter aller Menschen, Liebhaber des Lebens,
dir vertrauen wir uns an mit unseren Wünschen und Freuden, mit unseren Sorgen und Ängsten.
Wir rufen zu dir:

1) Es steht nicht gut um uns Menschen, wenn wir bedenkenlos alles unternehmen, was vor allem uns passt, ohne zu fragen, ob dabei die Welt zugrunde geht. Wir bitten dich, gib uns einen Blick für Maß und Ziel, damit wir uns nicht versündigen an einer Welt, die wir von dir nur geliehen bekommen haben.
D
arum bitten wir dich – Herr, erhöre uns

2) Viele Menschen im Umkreis des Flughafens fürchten um Haus und Hof, Heimat und Zukunft. Sie fühlen sich hilflos ausgeliefert, wenn andere Entscheidungen treffen, die ihnen den Lebensraum wegnehmen. Wir bitten dich, gib uns die Entschlossenheit zusammenzustehen, auf dass die betroffenen Menschen Stärke und Rückhalt verspüren und die Hoffnung nicht aufgeben.

Darum bitten wir dich - Herr, erhöre uns
Wir stehen oft in der Gefahr, dich aus den Augen zu verlieren und allein unseren Kräften zu vertrauen. Ohne dich überschätzen wir uns maßlos. Wir bitten dich: Öffne unsere Herzen und unsere Sinne und mache uns bereit, auf deinen Willen zu achten und auf ihn zu hören.
Darum bitten wir dich – Herr, erhöre uns

  • Wir selber sind immer wieder in der Gefahr, mutlos zu werden und daran zu zweifeln, ob es wirklich richtig ist, was wir für richtig halten. Gib uns den Mut, uns selber zu prüfen, gib uns Klarheit auf unserem Weg, damit wir uns nicht starrsinnig verbeißen, ohne nach links oder nach rechts zu schauen, und dabei die Lebenslust verlieren.
    Darum bitten wir dich – Herr, erhöre uns

  • Wir wissen: Über manche Fragen kann man so oder so denken. Wir wünschen uns, dass aus Gegnern nicht Feinde werden, dass Fairness und Wahrhaftigkeit beim Ringen um die beste Lösung nicht zu kurz kommen. Darum denken wir auch an jene, die über die Flughafenpläne entscheiden. Wir bitten dich um die Einsicht, dass alle Verantwortlichen so abwägen,
    als wenn sie selbst als Anlieger betroffen wären.
    Darum bitten wir dich - Herr, erhöre uns

Dies o Herr und Gott sind unsere Bitten am heutigen Tag und zu dieser Stunde. Nimm sie an dein Herz und führe uns deiner Wege. Amen

Vater unser…

Segenswort:

Und so segne uns der lebendige Gott. Er gebe uns Mut und Hoffnung. Er helfe uns auf, wenn wir kraftlos sind. Er verwehre uns Streit und Unfrieden. Er führe uns auf den Wegen seines Lichts. Er wohne in unseren Herzen, damit wir uns der Verantwortung nicht entziehen sondern ihn loben und preisen in allem was wir tun. Das gewähre uns der lebendige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.