Kompass- kein Navi
Aussendung von Dekan Jochen Hauer
zum Lichterzeichen-Stadtgang am Sonntag, 1.Mai 2016


Lichterzeichen-Stadtgang– Aussendung

Die Entscheidung über die geplante 3. Start- und Landebahn steht immer noch aus.
Wir treffen uns immer noch und werden es auch weiterhin tun.

Warum tun wir das?
Wir vergewissern uns unserer selbst:
Ja, uns gibt es noch. Wir geben nicht auf. Wir sind immer noch viele.
Und wir sind solidarisch mit denen, die immer noch nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht.
Wir hoffen, dass wir mit unserer Aktion Lichterzeichen Herzen bewegen.
Die Herzen der bayerischen Staatsregierung und der CSU-Landtagsfraktion und die Herzen der Verantwortlichen in Berlin.
Aber auch die Herzen von Menschen, die uns überhaupt nicht verstehen und sich über uns lustig machen.
Und wir halten durch, weil wir uns unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung bewusst sind und sie ganz bewusst als Christinnen und Christen übernehmen.

Denn Gottes Wort ruft auch Christenmenschen und unsere Kirchen in die politische Verantwortung.
Im Interesse der Armen und Notleidenden und im Interesse der Bewahrung der Schöpfung.

Gottes Wort gibt uns dafür bis auf wenige Ausnahmen leider keine eindeutigen ethischen - politischen Handlungsanweisungen.

Das Evangelium wirkt wie ein Kompass, nicht wie ein Navi! Es zeigt die Richtung.
Wer sich mit christlichen Werten in die Politik einmischt, also auch in die Diskussion um die 3. Start- und Landebahn, muss darum bereit sein, sich dem Widerspruch und der Kritik auszusetzen.
Auch von politisch anders denkender Christen, die einen anderen Weg einschlagen.

Hier wünsche ich mir allerdings manchmal, dass – wie im Navi - eine freundliche Stimme uns spricht: „Wenn möglich, bitte umkehren!“. (Nikolaus Schneider)

Diese Einsicht, dass sich aus dem Evangelium die einzig richtige politische Entscheidung nicht eindeutig ableiten lässt, darf uns aber nicht davon abhalten, dass wir unsere politische Verantwortung wahrnehmen. Und uns gut hörbar, laut und vernehmlich einzumischen. Position beziehen, argumentieren, das Nachdenken über den richtigen Weg einfordern.

Lassen wir uns dabei ermutigen und inspirieren von der Theologin Dorothee Sölle. Sie sagt:

„Auch wenn unser Beitrag klein, manchmal zu klein scheint, wir dürfen uns nicht von der Ohnmacht überwältigen lassen.
‚Da kann man nichts machen‘ ist ein gottloser Satz…….Zu denken, ich als einzelne kann sowieso nichts ändern, heißt, sich selber abzuschneiden von der Liebe Gottes.“


Gebet

Gott, du hast uns große Verantwortung übertragen
Nämlich für uns zu sorgen,
uns der Menschen in unserer Umgebung anzunehmen
und uns um die Welt zu kümmern.

Das ist zu viel und zu groß für uns.
Damit wir es wenigstens in unserem Lebensraum tun können,
bitten wir gemeinsam:

Gib uns deinen Geist. ://

Gott, du traust uns viel zu.
Du hast uns Freiheit gegeben, nach deinem Willen zu leben.
Du entmündigst uns nicht.
In eigener Verantwortung zu leben, ist ganz schön schwer.
Darum bitten wir gemeinsam:

Gib uns deinen Geist. ://

Gott, Verantwortung soll uns nicht erdrücken.
Du willst uns nicht überfordern.
Deshalb hast du versprochen, uns nahe zu sein.
Damit wir das nicht vergessen, bitten wir gemeinsam:

Gib uns deinen Geist.://
(Nach Hans-Georg Nagel)

Und nun lasst uns gehen in Frieden.