Unbeirrbar hoffnungsvoll
Ansprache von Dekan Jochen Hauer zur Aussendung
zum Lichterzeichen-Schweigegang in Freising am 23. Oktober 2016

Herzlich willkommen in der Christi-Himmelfahrt-Kirche.

Heute ist ein Jubiläum.
Seit 10 Jahren, seit Herbst 2006, treffen wir uns.
Zu „Lichterzeichen – 2 Bahnen reichen“.
Regelmäßig wollen wir ein unübersehbares Zeichen setzen gegen den beabsichtigten Bau der 3. Start-und Landebahn am Flughafen.

Es ist ein Jubiläum, das kein Grund zum Feiern ist.
Nach dem Münchner Bürgerentscheid im Juni 2012 war Erleichterung zu spüren.
Aber es war klar, die 3.Startbahn war deswegen noch nicht vom Tisch.
Nach dem Gespräch mit Ministerpräsident Seehofer im Oktober 2015 in Attaching wurde aus der Erleichterung Hoffnung.
Hoffnung auf ein Einsehen.
Hoffnung, dass der Ministerpräsident begriffen hätte, welch ein irrsinniges Projekt die geplante 3.Bahn ist.
Überflüssig.
Auf Kosten von Menschen, die ihre Heimat verlieren , deren Lebensraum
massiv beeinträchtigt wird. Mit gravierenden Folgen für Umwelt und Klima.
Von starken Argumenten sprach Seehofer damals.

Und nun?
Bei seiner Regierungserklärung am 28. September im Landtag hat sich Ministerpräsident Seehofer erstmals öffentlich für den Bau der dritten Start- und Landebahn ausgesprochen.
Seine Begründung: die Zahl der Flugbewegungen steige seit dem vergangenen Jahr wieder an. Das sei ein „neuer Trend“ und darum eine „neue Situation“.

Die Zahlen kennen wir und wie diese Zahlen entstanden sind, wissen wir auch.

Ein trauriges Jubiläum.

Aber, liebe Lichterzeichen, diese Jubiläum soll für uns kein Anlass zur Depression werden, sondern eine Quelle, aus der wir Kraft und Hoffnung schöpfen können.

10 Jahre haben wir durchgehalten.
Dabei von nicht wenigen als weltfremde Naturromantiker belächelt,
als Zerstörer der bayrischen Wirtschaft abqualifiziert.
Wir haben uns nicht irre machen lassen.
Deshalb werden wir uns auch in Zukunft auf den Weg machen.
Unverdrossen.
Voller Hoffnung, dass der mögliche Bürgerentscheid nochmal so eine deutliche Sprache spricht wie vor 4 Jahren.
Voller Hoffnung, dass es doch noch ein Einsehen bei den Verantwortlichen gibt.
Bei der bayerischen Staatsregierung und der CSU-Landtagsfraktion und bei den Verantwortlichen in Berlin.

Wir halten durch, weil wir uns unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung bewusst sind und sie ganz bewusst als Christinnen und Christen übernehmen.
Und wir sind solidarisch mit denen, die immer noch nicht wissen,
wie ihre Zukunft aussieht.

Lassen wir uns nicht entmutigen.
Wir sind immer noch viele.

Unsere Argumente sind bekannt.
Mehr können wir nicht sagen.

Aber wir können ein Zeichen setzen.
Ein unübersehbares, eindrückliches Zeichen.
Uns selber.
Wir sind das Zeichen.

Für unseren Weg heute und für das, was wir künftig tun werden, bitten wir jetzt Gott um Klarheit und Klugheit:
„Gott, der du einstiegst in die Miseren der Welt,
der du ausstiegst aus dem Zirkel von
Verblendung, Gewalt und Zerstörung:
erleuchte uns und alle, die Verantwortung tragen im Blick auf die geplante 3. Bahn am Flughafen.
Erbarme dich,
damit die Schöpfung und wir und die nach uns nicht unwiderruflich Gier und Erbarmungslosigkeit zum Opfer fallen.

Gott, stecke uns an mit deiner unbeirrbaren Leidenschaft für das Leben – Amen“
(nach Kurt Marti)



Und nun lasst uns gehen in Frieden