Das
Paradoxon der Zeit
Besinnung
gestaltet von Dieter und Ingrid Link
zum Lichterzeichen –
Schweigegang am 04. Juni 2017
Beginn:
Dieter:
„Wir
beginnen das Sonntagsgebet im Namen des Vaters, des Sohnes und des
heiligen Geistes Amen“.
„Herr,
wir haben uns heute versammelt, um in der Gemeinschaft Kraft und Mut
zu finden, deinen Auftrag zu erfüllen.“
„Wo
zwei oder drei …“ (Im Kanon)
Ingrid:
Schön
dass sie sich Zeit genommen haben!
Zeit
um hier zu sein.
Zeit
um gemeinsam mit uns ein Zeichen zu setzen.
Zeit,
die wir in unsere Zukunft und in die Zukunft unserer Kinder
investieren.
Dieter:
Zeit,
um …. Ja was denn eigentlich?
Die
Zeit, sie ist einfach da, wie ein Gefäß, dass wir füllen
können.
Jeder
von uns bekommt bildlich gesprochen bei seiner Geburt ein solches
Gefäß in die Hand gedrückt. Die Gefäße
unterscheiden sich in ihrer Größe.
Entscheidend
aber ist nicht die Größe, sondern die Füllung.
Dr.
Bob Moorehead hat in seinem Text „Das Paradoxon der Zeit“
einige
Möglichkeiten, dieses Gefäß zu füllen,
kontrovers gegenübergestellt.
Wir haben den Text vor
kurzem in der Christi Himmelfahrts-Kirche in Freising während
eines Konzertes für die Palliativ-Arbeit gehört.
Wir
dachten, er ist es wert, auch von euch gehört zu werden.
Ingrid:
Das
Paradox unserer Zeit ist:
Wir
haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz,
breite
Autobahnen, aber enge Ansichten.
Wir verbrauchen mehr, aber
haben weniger,
machen mehr Einkäufe, aber haben weniger
Freude.
Wir haben größere Häuser, aber kleinere
Familien,
mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit,
mehr
Ausbildung, aber weniger Vernunft,
mehr Kenntnisse, aber
weniger Hausverstand,
mehr Experten, aber auch mehr Probleme,
mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.
Dieter:
Wir
rauchen zu stark, wir trinken zu viel,
wir geben
verantwortungslos viel aus;
wir lachen zu wenig, fahren zu
schnell, regen uns zu schnell auf,
gehen zu spät schlafen,
stehen zu müde auf;
wir lesen zu wenig, sehen zu viel
fern, beten zu selten.
Wir
haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert.
Wir
sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft.
Ingrid:
Wir
wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient,
aber nicht
mehr, wie man lebt.
Wir
haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben.
Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns.
Wir machen größere Dinge, aber keine Besseren.
Wir
haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt.
Wir
können Atome spalten, aber nicht unsere
Vorurteile.
Dieter:
Wir
schreiben mehr, aber wissen weniger,
wir planen mehr, aber
erreichen weniger.
Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir
können nicht warten.
Wir machen neue Computer, die mehr
Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir
verkehren weniger miteinander.
Es
ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der
großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten
Profite und der schwierigen Beziehungen.
Ingrid:
Es
ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der
Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten
Zuhause.
Es
ist die Zeit der schnellen Reisen,
der Wegwerfwindeln und der
Wegwerfmoral,
der Beziehungen für eine Nacht und des
Übergewichts.
Es
ist die Zeit der Pillen, die alles können:
sie erregen uns,
sie beruhigen uns, sie töten uns.
Dieter:
Es
ist die Zeit, in der Menschen in leistungsstarken Fahrzeugen
stundenlang im Stau stehen aber nicht vor einer roten Ampel warten
können.
Es
ist die Zeit, in der man zum Shoppen in eine Großstadt fliegt
aber dem Dorfladen kein Einkommen gönnt.
Es
ist die Zeit der unbeschränkten Mobilität.
Die Zeit in
der wir massenhaft auf Auto- Start- und Landebahnen vor Fahrzeug-
und Flugzeugabgasen und –lärm fliehen.
Ingrid:
Es
ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu
haben, statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in
Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben:
das Leben ändern - oder diesen Text und seine Botschaft
wieder zu vergessen.
Dieter:
Denkt
daran,
mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit
Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll
Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe
bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden. Schenkt
dem Menschen neben Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der
einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet.
Ingrid:
Sagt
dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meint es auch
so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können
alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt
die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser
Mensch nicht mehr neben Euch sein.
Findet
Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen.
Findet
Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das
Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an
der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.
Dieter
spielt die Melodie „Das weiche Wasser bricht den Stein“
„Kleines
Senfkorn Hoffnung“
„Vater
unser“
Segen:
Im Wechsel
D:
Gott sei vor dir, um dir den richtigen Weg zu zeigen.
I:
Gott sei neben dir, um dich zu bewahren vor allen Gefahren von links
und rechts.
D:
Gott
sei hinter dir, um dich zu schützen vor der Heimtücke des
Bösen.
I:
Gott sei unter dir, um dich aufzufangen wenn du hinfällst.
D:
Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
I:
Gott sei bei dir, um dich zu segnen.
I
u. D:
Gehet hin in Frieden.