Verlieren
wir den Boden unter den Füßen?
Besinnung gestaltet von Irmi und Dieter Mainz
zum Lichterzeichen - Schweigegang am 01. Oktober 2017
Begrüßung:
Guten
Abend und herzlich willkommen zu unserem Sonntagsgebet.
Heute
ist Erntedank-Sonntag. Meine Frau und ich haben unsere Andacht unter
das
Motto gestellt
Verlieren wir den Boden unter den Füßen?
Machen
wir uns schweigend auf den Weg.
Erntedank
ist eines unserer ältesten Feste.
Sein
Ursprung liegt nicht in biblischen Ereignissen wie die meisten
unserer
anderen
kirchlichen Feste.
Früher
lebten über 80% der Menschen auf und vom Land.
Säen,
reifenlassen und ernten waren harte Arbeit.
Im
Winter waren sie von der eingebrachten Ernte abhängig.
Deshalb
dankten sie Gott am Ende der Erntezeit für das Gedeihenlassen
der Früchte.
Die
Generationen vor uns wussten abzuwägen zwischen Wachstum
und
Gleichgewicht.
Unser
Boden ist die Grundlage unseres Lebens. Daran hat sich bis
heute nichts
geändert.
Wie
eine Haut umschließt er die Erdkruste - eine fragile
Schicht.
Tiere,
Pflanzen, Gesteine, Wasser sind eng miteinander verwoben. Ein guter
Boden
zeichnet sich dadurch aus, dass er Wasser und CO² speichert
und gute
Nahrungsmittel
hervorbringt.
Doch
dieses hochkomplexe, dynamische Gebilde ist in Gefahr.
Monokulturen,
Pflanzenschutzmittel, exzessive Viehwirtschaft, Emissionen und
vor
allem der Flächenfraß machen ihm zu
schaffen.
Heute
spricht man nicht mehr vom Boden, sondern von Flächen!
Statt
Nährboden für uns Menschen >>> Beton als
Nährboden für die Wirtschaft.
Wo
immer Politiker pressewirksam rote Bänder durchschneiden,
verliert der
Boden.
Beton frisst Land! Maßlosigkeit
macht sich breit.
Bayern
ist Spitzenreiter des Flächenverbrauchs in der
Bundesrepublik.
18
Hektar freie Landwirtschaft, das sind täglich 20 Fußballfelder,
werden
zerstört.
Ein
Flughafen, der um jeden Preis und ohne Nachweis einer zwingenden
Notwendigkeit
expandieren will, folgt der Logik „Immer mehr und immer
weiter“!
Die
Folgen und Belastungen werden auf die Bevölkerung und ihren
Lebensraum
abgewälzt.
Menschen
werden aus ihrer Heimat vertrieben und verlieren Grund und Boden.
Eine
kostbare Kultur- und Naturregion soll einem zerstörenden
Wirtschaftswachstum geopfert werden.
Städte
überbieten sich außerhalb ihrer Zentren im Bau von
Supermärkten mit
ihren
ausufernden Parkplätzen, Industrieanlagen, Groß- und
Kleingewerbe.
All
das zieht wieder die Notwendigkeit von Straßenbau,
Ausweisung von
Neubausiedlungen,
Schulen u.s.w. nach sich.
Auch
bei uns ist diese Entwicklung zu beobachten.
Die
Gewerbeflächen ziehen sich bis hin zur Autobahn.
Die
drohende 3. Start- und Landebahn mit all dem, was sie nach sich
zieht, würde zusätzlich Boden in der Größe
des Tegernsees versiegeln!
Boden
wird verbraucht, als wäre er unerschöpflich
vorhanden.
Aber dieses Gut ist nicht erneuerbar!
Mit
den Kulturlandschaften verschwinden immer mehr Lebensräume für
Tier-
und
Pflanzenarten.
Der
Flächenfraß erhöht das Hochwasserrisiko.
Wir
wundern uns, wenn aus kleinen Bächen plötzlich alles
mit sich reißende Sturzbäche werden.
Wohin
aber soll das Wasser versickern, wenn immer mehr Gärten, Felder
und Wiesen, Moore, Auen und Wälder verbaut und versiegelt
werden?
Wir ernten, was wir säen!!!
Fürbitten
In
vielen Ländern bedeutet eine schlechte Ernte Hunger, Not, oft
sogar den Tod.
Durch
Naturkatastrophen weltweit verlieren Millionen von Menschen ihre
Existenz.
Guter
Gott, lass mit dem Dank für die Ernte unsere Bereitschaft und
Verantwortung zum Teilen wachsen.
Wir
bitten Dich, erhöre uns.
Gesunde,
unbelastete Lebensmittel sind Luxusgüter geworden.
Unser
Verbrauch geht weit über den heimischen Anbau hinaus, obwohl wir
um die ökologischen Probleme, die sich weltweit daraus ergeben,
wissen.
Guter
Gott, stärke unseren Willen zur Achtsamkeit, und, wo es nottut,
zum Verzicht.
Wir
bitten Dich, erhöre uns.
Wir
beten auch für unsere neu gewählten Politiker, die jetzt
mit der Not und
Notwendigkeit
konfrontiert sind, schwierige Entscheidungen treffen
zu
müssen in einer Zeit extremer Herausforderungen.
Guter
Gott, hilf, dass sie dieser Verantwortung gerecht werden,
dass sie handeln nach ihrem Eid: „So wahr mir Gott helfe!“
Wir
bitten Dich, erhöre uns.
Guter
Gott, in Deiner Schöpfung liegt unser Leben.
Die
Pflanzen, Früchte und Tiere sind Grundlage unseres Wohlergehens.
Am
Erntedankfest erinnern wir uns dessen.
Du
hast uns aufgetragen, all dies zu bewahren, damit wir unseren
Kindern
und Enkelkindern Brot und nicht Steine hinterlassen.
Wir
bitten Dich um Kraft dazu im gemeinsamen „Vater unser…“
Vater unser im Himmel…..
Segen
Und
so bitten wir Dich
inmitten
unserer Arbeit,
unseres
Gelingens und Scheiterns,
unserer Stärke und Müdigkeit
und
unseres Hoffens
um
Deinen Segen für die neue Woche und die kommende Zeit.
Amen.