"Bitte
um Unbehagen , Zorn und Torheit“
Ansprache
von Pastoralreferent Dieter Wittmann
zum
Lichterzeichen-Schweigegang in Freising am 29. Juli 2018
Lichterzeichen-Stadtgang
am 29. Juli 2018
Aussendung
1. Gedenken an Erich Bröckl
(1954 – 13. Mai 2018)
wir wollten heute –so
war es im April geplant - am Marienplatz Herrn Erich Blöckl
ehren und ihn mit vielen guten Wünschen in den Ruhestand
verabschieden. All die Jahre hat er den Weg gesichert, die Autofahrer
während der Andacht am Marienplatz ausgesperrt, im Asamgebäude
uns den Raum aufgesperrt und die Lautsprecheranlage ausgehändigt
und geduldig gewartet, bis wir sie zurückgebracht haben. Am 13.
Mai ist er, einige Monate vor seinem Ruhestand, gestorben. Wir sind
dankbar für seine beharrliche und zuverlässige Sorge um
unseren Lichterzeichen Schweigemarsch.
Wir wollen seiner still
Gedenken (aufstehen)
So sei er aufgehoben mit
seinem ganzen Leben bei dir, barmherziger Gott. Er möge ruhen in
Frieden. Amen
2.
Segen für den Weg
In
dem Segen, mit dem ich sie auf den Weg schicke,
bitte
ich um Unbehagen, Zorn und Torheit.
Um
das Unbehagen,
das uns wach sein lässt und kritisch;
das
uns hilft durch die Oberfläche der Wachstums-Argumentationen zu
stoßen und hilft zu erkennen, was dem Leben dient; um
aufzudecken, wo die Macht zum Argument wird und die Macht der
Argumente nicht mehr zählt.
Um
Zorn
bitte
ich. Zorn gilt nicht gerade als christliche Tugend. „Bist du
zornig gewesen?“ lautete ein Frage in der Gewissenserforschung.
– vom heiligen – heilsamen – energischen und
Energie-spendenden Zorn war selten oder nie die Rede.
Der
Kabarettist Georg Schramm hat in seinem Programm gelegentlich einen
Zettel aus der Tasche gezogen und gefragt: „Kennen Sie das
Zitat?“
„Die
Vernunft kann sich mit größerer Kraft (Wucht)
dem
Bösen entgegenstemmen, wenn der Zorn ihr dienstbar
zur
Hand geht.“ (Papst Gregor d. Große – 7.
Jahrhundert)
Um
Torheit
bitte
ich; die Torheit, die andere uns zuschreiben, weil wir immer noch für
und mit Vernunft und Augenmaß eintreten für die Bewahrung
der Schöpfung und der Heimat
So beten
wir:
Möge
Gott uns segnen mit Unbehagen
gegenüber
allzu einfachen Antworten,
Halbwahrheiten und oberflächlichen
Beziehungen,
damit Leben in der Tiefe unserer Herzen wohne.
Möge
Gott uns mit Zorn
segnen
gegenüber
Ungerechtigkeit, Unterdrückung
und Ausbeutung von Menschen
und Erde
damit wir nach Gerechtigkeit und Frieden streben
für die Erde, die Menschen heute und unsere Nachkommen morgen.
Und
möge Gott uns mit der Torheit
segnen,
daran
zu glauben, dass wir die Welt verändern können,
indem
wir Dinge tun, von denen andere meinen,
es sei unmöglich,
sie zu tun.
So
segne Gott uns mit der Geistkraft
des Mutes.
(nach
einem „Franziskanischer Segen“ – Quelle: Kairos
Europa, Liturgische Inspirationen,,,, 2007 Heidelberg, 48;
https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/006344.html)
Wittmann
Dieter