12 Jahre
Lichterzeichen
Ansprache
von Dekan Jochen Hauer zur Aussendung
zum
Lichterzeichen-Schweigegang in Freising am 7. Oktober 2018
Im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
Herzlich
willkommen in der Christi-Himmelfahrts-Kirche.
Am
Anfang schuf Gott Himmel und Erde
– heißt es in der Bibel.
Aber
nach vielen Jahrmillionen war der Mensch endlich klug genug. Er
sprach: Wer redet hier von Gott? Ich nehme meine Zukunft selbst in
die Hand. Er nahm sie, und es begannen die letzten sieben Tage der
Erde.
Am
Morgen des ersten Tages
beschloss
der Mensch, frei zu sein und gut, schön und glücklich.
Nicht mehr Ebenbild eines Gottes, sondern ein Mensch. Und weil er
etwas glauben musste, glaubte er an die Freiheit und an das Glück,
an Zahlen und Mengen, an die Börse und den Fortschritt, an die
Planung und seine Sicherheit.
So
beginnt Jörg Zink seine Gedanken zu den „letzten sieben
Tage der Schöpfung“.
Am
Ende, Am siebten
Tage
war
Ruhe. Endlich. Die Erde war wüst und leer, und es war finster
über
den Rissen und Spalten, die in der trockenen Erdrinde aufgesprungen
waren. Und der Geist des Menschen irrlichterte als Totengespenst
über dem Chaos.
Unsere
Kirche feiert heute Erntedank.
Wir haben Grund zu danken.
Für
ein Leben in Frieden und in Freiheit.
Für gesicherte
Lebensverhältnisse.
Für ein auskömmliches
Leben.
Uns geht es im Vergleich zu anderen Ländern und
Völkern gut..
Das
ist nicht selbstverständlich.
Dass das so ist, haben wir
nicht nur uns selber zu verdanken.
Dass bei uns Wohlstand
herrscht, dazu tragen Menschen bei, denen es lange nicht so gut geht
wie uns.
Dass es uns so gut geht, verdanken wir Ressourcen, die
wir nicht selber geschaffen haben, sondern verbrauchen.
Im
Übermaß verbrauchen.
Verantwortungslos im Blick auf
die Zukunft der Erde.
In den Gedanken von Jörg Zink der
Anfang vom Ende.
Die
Ressourcen sind nicht unendlich.
Darum kann auch das
wirtschaftliche Wachstum nicht unendlich sein und unser Wohlstand
auch nicht.
Auch wenn wir uns das in der Boomregion München
nicht vorstellen können.
Daran wird auch die geplante
dritte Bahn am Flughafen nichts ändern.
Auch wenn man uns
einreden möchte, dass das Wohlergehen dieser Region, ach was,
von ganz Deutschland, von ihr abhingen.
Ich
war in der zurückliegenden Woche auf einer Studienreise im
Ruhrgebiet und bin sehr nachdenklich zurückgekommen.
Die
Zechen, die Kokereien, die Hochöfen, stolze Zeichen des
Zeitalters der Schwerindustrie.
Stillgelegt. Abgebaut.
Aus
den Kathedralen des Ruhrgebiets, in denen der Profit und die Macht
angebetet wurden, aber auf die Menschen, die das erarbeitet haben,
nicht geachtet wurde, sind rostige Denkmäler geworden.
Mahnmale, die unübersehbar daran erinnern, wie
vergänglich Wohlstand und Profit sind.
Wie riesige
Dinosaurier stehen die Reste in der Landschaft herum und legen
Zeugnis davon ab, wie schnell sich Zeiten und wirtschaftliche
Bedingungen ändern.
Das
Tröstliche ist, dass sich die Natur nicht hat unterkriegen
lassen.
Sie kommt zurück.
Liebe
Lichterzeichen, so nenne ich Sie gerne,
heute rundet sich das
12. Jahr der Aktion „Lichterzeichen – 2 Bahnen
reichen.“
12 Jahre sind einen lange Zeit. Für manche
von uns quälend lang. Weil sie immer noch nicht wissen, wie es
mit ihnen weitergeht.
12 Jahre lang haben wir
durchgehalten.
Und wir werden weiter durchhalten.
12
Jahre lang haben wir ein unübersehbares Zeichen gesetzt –
gegen den geplanten Bau der 3. Start- und Landebahn.
Und wir
werden auch weiterhin dieses Zeichen setzen.
Ein Zeichen gegen
Egoismus und Prognosen, Ausbeutung und Zerstörung der
Schöpfung.
Ein Zeichen für ein gesundes Maß an
wirtschaftlichem Denken, vereinbar mit der Bewahrung der Schöpfung
und dem Wohlergehen der Menschen.
Für die Menschen, die
hier gerne leben möchten.
Es
gibt keinen Grund dafür, jetzt aufzugeben.
Es ist noch
nicht zu spät.
Darum
ist es gut und wichtig, dass Sie heute da sind.
Und nun lasst
uns gehen in Frieden.